Die Gemeine Kiefer

Nach der Eiszeit in Europa war die Kiefer neben der Birke und der Hasel einer der Wegbereiter für die Entstehung neuer Wälder. Sie zählt zu den Pionieren unter den Bäumen.

Die Gemeine Kiefer trägt viele Namen: zum Beispiel Gewöhnliche Kiefer, Weißkiefer oder Waldkiefer. Nimmt man die Masse an Volksnamen hinzu, scheint die Liste schier endlos zu sein.

Für das Erscheinungsbild der Gemeinen Kiefer gibt es kein Regelwerk. Sie sieht oft zerzaust aus. Mal wächst sie hoch und gerade. Ein anderes Mal steht sie krumm und schief da, als hätte sie beim Wachsen kein Ziel vor Augen gehabt. Obwohl die Gemeine Kiefer zu den Bäumen gehört, erinnert ihr Wachstum in manchen Regionen eher an einen Strauch. Man könnte fast meinen, sie überlässt ihre Form dem Wind alleine. Er darf sie formen, biegen und frisieren. Doch bei aller Poesie, in die man beim Anblick wild wachsender Kiefern versinken kann, gibt es doch mehrere Bestimmungsmerkmale:

Unter guten Bedingungen kann die Gemeine Kiefer etwa 600 Jahren alt werden. In dieser Zeit erreicht der schnellwüchsige Baum eine Höhe von bis zu 48 Metern und einen Stammdurchmesser von bis zu 1 Meter. Seine grünen Nadeln verliert er auch im Winter nicht. Die Rinde der älteren Bäume ist grob und tief zerfurcht. Im unteren Bereich des Stammes ist sie braun-rot gefärbt, im oberen Bereich geht die Färbung in orange über. Mitunter lassen sich, vor allem in naturnahen Wäldern, wunderschöne Farbspiele beobachten. Zusammen mit dem angenehmen Kieferngeruch ist das ein tolles Naturerlebnis.

An manchen Küsten grenzt der Strand an einen Kiefernwald. Angesichts der herbstlichen Stürme bin ich sicherlich nicht alleine mit der Frage: Wie können die Kiefern diesen Kräften trotzen? Am Darßer Weststrand scheint es, als würden sie beginnen, in die Horizontale zu wachsen. Aber Umfallen tun sie nur selten.
Um die Frage zu beantworten, warum sie so standhaft ist, müssen wir den Waldboden verlassen und ein Stockwerk tiefer schauen. Die Gemeine Kiefer sichert sich gleich doppelt ab. Zum einen nach unten. Hier wächst ihre Pfahlwurzel bis zu 8 Meter tief. Zum anderen zur Seite. Die Seitenwurzeln können eine Länge von bis zu 16 Metern erreichen. Durch die langen Wurzeln kann die Gemeine Kiefer die Kräfte der Stürme erfolgreich im Boden verteilen.

Das Harz der Kiefer

Natürlicherweise hilft das Harz der Kiefer dabei, Wunden zu verschließen und sich gegen Insekten zu verteidigen. Doch auch der Mensch wusste die Vorzüge von Harz schon früh für sich zu nutzen. Neben der Lärche gehört die Kiefer zu den harzreichsten Bäumen, die wir in unseren Breiten finden können.

Das meiste Harz sammelt sich im unteren Teil des Baumstammes an. Zum Sammeln ist das natürlich die perfekte Stelle. Schon im Mittelalter zogen die Menschen los und durchsuchten die Wälder nach Kiefernstümpfen mit einem möglichst hohen Harzanteil im Holz. Daraus wurde der sogenannte Kienspan gewonnen. Den entsprechenden Bereich des Stammes schnitt man dafür in etwa fingerdicke und 20 Zentimeter lange Holzstücke. Durch den hohen Harzgehalt brannten diese Kienspäne ohne Mühe. Um die Wirksamkeit zu erhöhen, wurden sie zusätzlich noch in Pech oder Harz getaucht. In den mittelalterlichen Häusern befanden sich extra angebrachte Kienhalter. Diese waren aus Holz gefertigt, an deren Ende sich ein Griff aus Eisen befand. Hierein wurden die Kienspäne gesteckt und angezündet. So lieferten sie den Menschen Licht und noch dazu Wärme. Auch für Fackeln wurde Kienspan verwendet. Hierfür wurden die Holzstücke selbstverständlich sehr viel größer gelassen. Zusätzlich umwickelte man sie mit Lumpen und tauchte sie dann ebenfalls in Pech oder Harz. Die Verwendung von Kienspan fand seinerzeit sogar Einzug in so manchen Gesetzestext. Zum Beispiel in die leipziger Stadtverordnung von 1701. Diese schrieb vor, dass Menschenansammlungen zwingend beleuchtet werden müssen, um dadurch sicherer zu sein. Diese Beleuchtung konnte laut Verordnung unter anderem durch den Einsatz von Kienspan gewährleistet werden.

Auch heute noch nutzen wir Menschen das Harz der Kiefer, wenn auch in sehr viel geringerem Umfang als früher. In der Regel ist diese Nutzung auch nicht von wirtschaftlichem Belang. Zum Beispiel wird Baumharz gerne zum Räuchern verwendet und erfreut sich neuerdings wieder einer wachsenden Beliebtheit. Und wer öfter in der Natur unterwegs ist und dort auch zu speisen pflegt, weiß die Qualitäten von Kienspan nach wie vor zu schätzen. Denn an der schnellen Entzündbarkeit dieses „Wunderholzes“ hat sich seit dem Mittelalter natürlich nichts geändert. Und so ist Kienspan bis heute ein fester Bestandteil fast jeden Survivalkurses.

Übrigens: Auch der Name Kiefer findet seinen Ursprung im Harz - zumindest zur Hälfte. Denn der Name ist eine Wortneubildung mit zwei Ursprüngen. Der eine Ursprung ist „Kien“, der andere ist „Föhre“. Vor allem in Süddeutschland wird die Kiefer heute oft noch als Föhre bezeichnet.

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.