Der Gundermann

Im Frühling zaubert der Gundermann in viele Gärten einen duftenden, lila Blütenteppich. Seine anspruchslose Lebensweise hat ihn zu einem der am häufigsten anzutreffenden Wildkräuter in Mitteleuropa gemacht.

Hier wächst er

Als Bodendecker wächst der Gundermann nah am Boden und bildet dort teppichförmige Ausläufer. Die bis zu einen Meter langen Ausläufer haben ihm den Namen "Erdefeu" eingebracht. Am liebsten wächst er auf feuchten Wiesen, an Mauern oder in lichten Wäldern.

Den Gundermann erkennen

Der Gundermann wächst bis zu 30 Zentimeter hoch. An den Stängeln stehen die herzförmigen Blätter jeweils an einem kurzen Stiel einander gegenständig gegenüber. Von April bis Juni erblüht der Gundermann in blau bis lila. Die kleinen Blüten sind auf den ersten Blick unscheinbar, aber bezaubern bei genauerem Hinsehen mit ihrer für Lippenblüter typischen Form.

Wenn man den Gundermann erst bestimmt hat, kann man einfach der Nase folgen. Wer einmal die Blätter des Gundermanns zwischen den Fingern zerrieben hat, wird ihn leicht an seinem typischen Geruch erkennen.

In der Kräuterkammer

Sein Name verrät bereits die Verwendung des Gundermanns als Heilpflanze. Das Wort "Gunt" stammt aus dem Althochdeutschen und wurde zur Bezeichnung für Eiter und eiternde Geschwüre verwendet. Bereits die Germanen nutzten den Gundermann und Hildegard von Bingen empfahl ihn gegen Entzündungen im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich.

Auch heute noch wird der Gundermann gegen Husten, Schnupfen oder Bronchitis sowie bei Magen- oder Darmbeschwerden eingesetzt.

Auf dem Teller

Durch seinen Vitamin-C-Gehalt und seinen aromatischen Geschmack war der Gundermann früher als "Soldatenpetersilie" beliebt. Seine Häufigkeit, seine Heilwirkung und sein Geschmack mach(t)en den Gundermann zu einem perfekten Weggefährten auf Reisen.

Der Gundermann kann fast das ganze Jahr über frisch geerntet werden. Sogar unter einer Schneedecke treiben frische Blätter aus. Neben den Blättern können auch die Blüten in der Küche verwendet werden.

Auch Tiere haben ihn zum Fressen gern

Die Blüten des Gundermanns stoßen bei Bienen auf große Beliebtheit. Durch seine früh beginnende Blütezeit ist er eine wichtige Nahrungsquelle für nektarliebende Insekten. Aber aufgepasst! Für manche Tiere – beispielsweise für Pferde - ist der Gundermann giftig!

Im Brauchtum

Nicht immer war unser Leben, Denken und Wissen so sehr von der Wissenschaft geprägt wie heute. Was wir mittlerweile in die Schublade Mythologie stecken, galt für unsere Vorfahren oftmals als gesicherter Kenntnisstand. Die Geschichten, die sich um heimische Kräuter ranken, sind vielfältig. Häufig spielt der Gundermann darin eine Rolle.

Die Angst vor Hexen war im Mittelalter weit verbreitet. Um sich vor dem "Übel" zu schützen, musste man die angeblichen Hexen erst einmal als solche erkennen. Und genau diese Fähigkeit wurde dem Gundermann zugesprochen: Die Menschen glaubten, der Gundermann mache hellsichtig und ermögliche es, Hexen zu erkennen. Hierfür trugen die Menschen in der Walpurgisnacht einen Gundermann-Kranz auf dem Kopf.

Doch nicht nur Hexen vermochte der Gundermann angeblich zu enttarnen. Auch das Böse machte er sichtbar. Und auch hierfür gab es ein Ritual: Das magische Kraut wurde um eine gelbe Kerze gewickelt und diese hat man dann abbrennen lassen. Dieses Ritual sollte in die Lage versetzen, zu erkennen, wer einem Böses will. Vorausgesetzt, es wurde an einem Dienstag durchgeführt. Früher war es auch Brauch, aus den langen, biegsamen Stängeln des Gundermanns Kränze zu binden. Sie galten als Zeichen der Verbundenheit zwischen der Natur und den Göttern – und sind noch dazu ein Genuss für das Auge und die Nase.

Natürlich darf auch der "Milchzauber" nicht unerwähnt bleiben. So glaubten die Menschen einst, dass der Gundermann die Milchbildung bei Kühen fördert. Zu erklären ist dieser Glaube damit, dass das Kraut sehr früh im Jahr mit dem Wachstum beginnt. Kein Wunder also, dass sich Kühe auf der Weide auf ihn stürzen, immerhin erlitten die Tiere im Winter, wenn sie in den Ställen standen, oft einen Mangel aufgrund der unzureichenden Ernährung. Doch die Geschichte von Kuh und Gundermann geht noch weiter. Wurde ein Tier krank, lag das, logisch, daran, dass es verhext wurde. Dagegen wurde dem betroffenen Tier Gundermann verabreicht, gemeinsam mit Salz und Hafer.

 

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  • Hallo Frau Graßmann,
    ich bin so begeistert von Ihrem Totholzbuch, es ist heute mit der Post gekommen und ich habe es gleich verschlungen!
    Weil ich neugierig bin und gerne wissen wollte, wer hinter diesem sensationellen Buch steckt (allein der Titel hat mich als Gestalter und Totholzfan in Begeisterung mitgerissen) habe ich Ihre Webseite besucht. Sehr sehr schön! Wenn ich Ihr Buch fertig in Ruhe und ausgiebiggelesen habe schaue ich mir in ruhe Ihr Webseite an und freu mich über die tollen Bilder... Bei den Wildkräutern hat aber ein Fehlerteufel mitgespielt, ich denke das erste Bild vom Gundermann ist ein Katzenminze!
    Jetzt muss ich aber schnell in Ihrem Buch weiterlesen! Es ist so toll, dass Sie es geschrieben haben! Es ist höchste Zeit, dasss Totholz die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient hat. Es ist so wichtig im Kreislauf der Natur. Und die persönlicheNote: Großartig!

    Vielen Dank, Wenzel Kampschulte