Der Aronstab

Ein giftiger und stinkender Verwandlungskünstler, der sich als Tierfänger betätigt. So könnten wir den Aronstab in einem Satz beschreiben. Damit kommt er aber unsympathischer rüber als er tatsächlich ist. Also schauen wir mal genauer hin.

Aus menschlicher Sicht entfaltet der Aronstab im Laufe des Jahres mehrmals seine dekorative Wirkung.

Die Blüte

Im Frühling begeistert er uns mit einer exotisch anmutenden Kesselfalle. So wird sein eigentümlicher Blütenstand genannt. Dem Namen liegt ein ausgeklügelter Bestäubungsmechanismus zugrunde:

Während der Blüte, etwa zwischen April und Mai, verbreitet der Aronstab einen für uns Menschen unangenehmen Geruch. Doch viele Insekten fliegen wortwörtlich darauf und landen auf dem braunvioletten Blütenkolben oder dem hellgrünen Hochblatt. Genau darauf hat es der Aronstab abgesehen. Auf der ölbeschichteten Oberfläche verlieren die Insekten den Halt und rutschen nach unten in den Kessel der Blüte. Abwärtsgerichtete Borsten versperren den Rückweg, wodurch der Kessel für die Insekten zum Gefängnis wird.

Das klingt allerdings schlimmer als es ist. Denn der Aufenthalt im Kessel ist für die Insekten zeitlich begrenzt, endet für sie also mitnichten tödlich. Zudem finden sie im Aronstab Nahrung und Wärme. Für das leibliche Wohl der Insekten sind die Blütennarben verantwortlich. Sie sondern ein süßes Sekret ab, das bei Insekten beliebt ist. Zwangsläufig bestäuben sie beim Umherkrabbeln die Narben mit dem an ihren Körper haftenden Blütenstaub. Eine klassische Win-win-Situation.
Ist dieser Vorgang abgeschlossen, erschlaffen die Borsten und die Kesselwände trocknen aus. Damit ist der Rückweg wieder frei. Nicht selten wechselt das Insekt direkt zum nächsten Aronstab und das ganze Schauspiel beginnt von Neuem.

Der Blütenstand

Nach der erfolgreichen Bestäubung scheint der Aronstab zu verschwinden. Denn er wird zeitweise von der umliegenden Vegetation überwuchert. Erst im Herbst feiert er mit seinem intensiv orange-roten Fruchtstand ein farbenfrohes Comeback.

Gegenüber der Blüte im Frühling unterscheidet sich der Fruchtstand dermaßen, dass man meinen könnte, es handele sich um verschiedene Pflanzen. Aber auch diese wunderschönen Fruchtstände wurden nicht dazu geschaffen, um uns zu erfreuen. Vielmehr dienen sie dazu, der Pflanze bei der Vermehrung zu helfen. Der Aronstab verbreitet sich nämlich als sogenannter Darmwanderer: Die Beeren werden von Tieren gegessen und die Samen nach der Reise durch den Verdauungstrakt unbeschadet ausgeschieden.
Wer in seinem Garten unerwartet einen Aronstab findet, kann also davon ausgehen, dass sich hier ein tierischer Besucher erleichtert hat.

Achtung, giftig!

Der Aronstab mag am liebsten humusreiche Böden und siedelt sich gerne in Auen- und Laubmischwäldern an. Sofern der Boden geeignet ist, wächst er auch in Gärten. Dabei sollte er jedoch nicht in die Hände von Kindern gelangen. Nicht umsonst ist der Aronstab die Giftpflanze des Jahres 2019. Der Konsum der leicht süßlich schmeckenden, roten Beeren führt zu Magen-Darm-Beschwerden und kann schwere Krämpfe verursachen. Die Blätter enthalten den Stoff Aroin. Isst man sie, verursacht dieser Stoff ein Brennen im Mund- und Rachenraum.

Übrigens: Eine tödliche Vergiftung durch den Aronstab ist beim Menschen nicht bekannt. Anders sieht das bei Weidetieren aus. Ebenfalls giftig ist der Aronstab zum Beispiel für Hund und Katze. Wer diese Tiere zu seinen Mitbewohnern zählt, sollte von einer Ansiedlung im Garten besser Abstand nehmen.

Trotz seiner Giftigkeit wird der Aronstab mancherorts als Wildgemüse genutzt. Davon ist aber schon alleine aufgrund des schlechten Geschmacks abzuraten. In der Homöopathie wird die Wurzel des Aronstabs zudem als Schmerzmittel eingesetzt.

 

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