Der Damhirsch

Vor etwa 2000 Jahren wurde der Damhirsch in Europa eingeführt. Allerdings ist diese Einführung eher eine Rückführung gewesen. So belegen fossile Funde, dass der Damhirsch bereits vor der Eiszeit in Europa vorkam. Während der Eiszeit zog er sich nach Asien zurück und kehrte nach der Eiszeit nicht selbstständig wieder zurück.
Der Damhirsch kam zuerst wieder im Süden Europas vor. Von hier aus breitete er sich dann immer weiter Richtung Norden aus.
Allerdings ist die Fachwelt sich bei diesem Kapitel uneins. So gibt es über die Damhirsche in Großbritannien zwei unterschiedliche Theorien. Die eine Theorie besagt, dass auch die heute dort lebenden Tiere von jenen abstammen, die nach der Eiszeit wieder nach Europa gebracht wurden. Eine zweite Theorie geht hingegen davon aus, dass sich in Großbritannien Damhirsche gehalten haben und die Insel somit nicht neu besiedelt wurde.

Damhirsche sind schon lange Gegenstand menschlicher Manipulation. Für Parks und Zoos wurden sie gezüchtet. Für die Jagd wurden sie in Gattern gehalten. Erst später wurden sie ausgewildert oder suchten sich selbst einen Weg in die Freiheit. Dieses Erbe tragen sie noch heute in sich und weisen deshalb eine derart breite Farbpalette auf, wie es sie bei wildlebenden Säugetieren wohl kein zweites Mal gibt. Neben vollkommen weißen oder schwarzen Fellfärbungen gibt es eine Vielfalt an Farbvarianten zu beobachten. Dazu gehören braune, braun gesprenkelte, braun gescheckte bis hin zu silber-blauen Färbungen.

Die erste belegte Einbürgerung von Damhirschen auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland fand im Jahre 1577 statt. Damals hielt der kurhessische Landgraf Ludwig IV in seinem Wildpark in der Nähe der Sababurg 30 Damhirsche. Seitdem wurden bei uns immer wieder Damhirsche angesiedelt. Meistens mussten die Damhirsche als Ersatz für den Rothirsch herhalten. Entweder dann, wenn dieser natürlicherweise oder durch eine Überjagung nicht bzw. nur selten vorkam. Noch kurz vor dem zweiten Weltkrieg gab es eine Neuansiedlung von Damhirschen in Niedersachsen. Sie wurde von einem Zusammenschluss von Jägern organisiert. Leider sind es bis heute überaus viele Damhirsche, die zur „Produktion“ von Wildfleisch in Gattern gehalten werden.

Die Brunft der Damhirsche

Damhirsche nutzen zur Brunft oft immer wieder die gleichen Plätze. Und auch die folgenden Generationen übernehmen häufig wie selbstverständlich die Plätze von den Vorfahren. Nachgewiesen ist die Nutzung eines solchen Fortpflanzungsortes in einem Revier über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren.
Nun könnte man meinen, die Damhirsche sind einfach Gewohnheitstiere. Vielleicht ist das tatsächlich der Grund für diese Ortstreue. Jedoch werden sie dieses Geheimnis wohl für immer für sich behalten. Es könnte aber auch rein praktische Gründe dafür geben, immer wieder die gleiche Stelle für die Brunft aufzusuchen. So brauchen die Tiere Platz. Und diesen Platz bietet zum Beispiel eine Lichtung im Wald.
Zu Beginn der Brunft sorgen die Damhirsche am Brunftplatz für sogenannte Schlagstellen. Sie „zerschlagen“ junge Bäume oder herabhängende Aste mit ihrem Geweih. Das machen sie nicht zum Spaß. Vielmehr dient diese Vorbereitung dazu, ein Revier abzustecken. Denn der Damhirsch hinterlässt bei diesen Aktivitäten ein Sekret an der Vegetation, das über Voraugendrüsen produziert wird. Hiermit wird neu ankommenden Männchen unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie hier nicht erwünscht sind und den Ort besser verlassen sollten. Ganz nebenbei halten sie ihren Brunftplatz mit dieser Aktivität frei und legen so selbst den Grundstein für eine langjährige Nutzung.

Die männlichen Damhirsche halten sich bereits etwa ab Ende September auf dem Brunftplatz auf. Anfang Oktober fangen dann auch die Weibchen an, sich dort zu versammeln. Der Höhepunkt der Paarungen liegt hierzulande meist in der zweiten Oktoberhälfte. Wenige Wochen später endet die Brunft, zumeist sehr abrupt. Wie lange genau die Brunft nun dauert, ist natürlich von Gegend zu Gegend unterschiedlich. Das Ende wird allerdings in allen Revieren durch die gleiche Ursache bestimmt - und die ist simpel und logisch zugleich: Stellen sich keine paarungsbereiten Weibchen mehr am Brunftplatz ein, ist die Saison beendet.

Männliche Damhirsche präsentieren zur Brunft nicht nur ihr Geweih. Sie entwickeln weitere sogenannte sekundäre Geschlechtsmerkmale. Der Halsumfang nimmt deutlich zu, was die Tiere größer und stärker aussehen lässt. Auch die Fellfarbe der Tiere ändert sich - zumindest scheinbar. Diese Farbspiele sind allerdings auf ausgesonderte Sekrete zurückzuführen. Diese färben das Haarbüschel, welches den Penis umgibt, wie auch die Leisten dunkel. Zudem ist der Penisschaft während der Brunft ausgestülpt.

Geschlechtsreife bedeutet bei Damhirschen aber nicht, dass sich ein Tier auch fortpflanzt. Jüngere Tiere schaffen es kräftemäßig nicht, sich gegen ältere Tiere zu behaupten. Sie sind zwar am Brunftplatz, weil sie auf eine Chance wittern. Wirklich erfolgreich sind sie dabei aber in der Regel nicht. Der Erfolg stellt sich meist erst ab dem vierten Lebensjahr ein.

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