Der Darßwald im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Wenn man sich nicht zwischen Strand und Wald, zwischen Möwen und Hirschen entscheiden möchte, dann fährt man zum Darß. Bei meinem ersten Besuch habe ich mich auf den ersten Blick in die ursprüngliche Landschaft und die vielfältige Tierwelt verliebt.

Der Darß ist der mittlere Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst an der Ostseeküste. Im Herzen der Halbinsel liegt der Darßwald. Er gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und umfasst über 5.000 Hektar. Das Gebiet gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Seit dem Mittelalter wird der Darßwald forstwirtschaftlich genutzt. Heute überlässt man zumindest in der Kernzone die Natur sich selbst und greift nicht mehr durch Forstwirtschaft ein.

Seitdem der Nationalpark im Jahr 1990 gegründet wurde, ist er zum Rückzugsort für Kegelrobben, Seehunde, Fischotter, Rothirsche, Damhirsche und viele andere Tiere geworden. Außerdem sind die Boddengewässer (das sind durch Landzungen von der Ostsee abgetrennte Küstengewässer) wichtige Brut- und Überwinterungsgebiete für Vögel. Insgesamt brüten 163 Vogelarten im Nationalpark – über 60 davon stehen auf der Roten Liste.

Vom Wald zum Urwald

Heute trägt der Darßwald auch den Namen „Darßer Urwald“. Bis der Wald diesen Namen verdient hatte, war es ein langer Weg. Seit dem Mittelalter ist das Gebiet des heutigen Nationalparks von Menschen besiedelt. Dort wo Menschen leben, verändern sie seit jeher die Landschaft. So schrumpfte der Wald bereits im 12. Jahrhundert durch die Rodungen. Zwar eignete sich der Darß kaum für die landwirtschaftliche Nutzung – als Brennstoff und Baumaterial war Holz aber so beliebt, dass kein Ende der Waldrodungen in Sicht war.

Nachdem der Darß lange Zeit von der Fischerei geprägt war, nahm in den 1960er und 70er Jahren die Haltung von Rindern zu. Um dafür Platz zu schaffen, wurden Moore und Feuchtwiesen entwässert. Zu dieser Veränderung der Landschaft kam die Verschmutzung mit Gülle aus der Landwirtschaft. Nach den mittelalterlichen Rodungen begann in dieser Zeit der wohl größte landschaftliche Wandel auf dem Darß.
Zum Glück haben Teile des Darßwaldes die Menschen über die Jahrhunderte hinweg überlebt. So können wir auch heute noch den Darßer Urwald bestaunen und auf die Geschichten zurückblicken, die die Bäume erzählen könnten.

Wie der Darßwald zum Nationalpark wurde

Mit der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze am 9. November 1989 öffnete sich gleichzeitig ein von großen Erfolgen gekröntes Kapitel der DDR-Umweltbewegung. Nach der Grenzöffnung übernahm die Regierung Modrow die Macht in der DDR, aus der am 5. Februar 1990 die „Regierung der Nationalen Verantwortung“ hervorging. Bereits für den 18. März 1990 waren vorgezogene Wahlen angesetzt. Ein kurzer Zeitraum für politische Entscheidungen. Und doch reichte er aus, um Meilensteine im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes zu setzen.
Schnell entstand die Idee, die einzigartigen Landschaften der DDR durch ein Nationalparkprogramm zu bewahren. Es wurden Gebiete aufgelistet, die sich für die Erhaltung in Form von Nationalparks anboten.

Einer der letzten Beschlüsse der DDR-Volkskammer besiegelte die Bemühungen der Umweltschützer. Mit Wirkung zum 1. Oktober 1990 wurden etwa 4,5 Prozent der Fläche der DDR in Nationalparks verwandelt. Darunter auch der von mir besuchte Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
Kurze Zeit später trat der Einigungsvertrag zwischen der DDR und der BRD in Kraft. Über diesen Vertrag wurde auch das Weiterbestehen der neu gegründeten Nationalparks gesichert.

Die ersten beiden Jahre des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft waren von großen Veränderungen geprägt. Eine Vielzahl von Armeestandorten wurde aufgegeben. Dafür entstanden Wander- und Radwege. Infotafeln wurden aufgestellt, Infomaterialien erstellt und Informationsstandorte eingerichtet. In dieser Zeit eröffnete das Deutsche Museum für Meereskunde und Fischerei Stralsund ein Informationszentrum am Leuchtturm Darßer Ort.
Bis heute wurde und wird der Nationalpark ständig weiterentwickelt. Zum Schutz der Natur wurden weitere Wanderwege ausgewiesen. Aussichtsplattformen und -Türme wurden erneuert oder neu gebaut. Führungen werden angeboten und Bildungsarbeit geleistet.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Nationalpark zu einem Magnet für Touristen.

Jagd und Forstwirtschaft im Nationalpark

Doch, wo viel Licht ist, findet man auch Schatten. Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft geriet aufgrund der Bewirtschaftung der Wälder in die Kritik. Das Ausmaß war dermaßen groß, dass dem Nationalpark im Jahr 2006 das FSC-Siegel aberkannt wurde. Die forstwirtschaftliche Nutzung eines Nationalparks ist ohnehin kritisch zu betrachten. In diesem Fall kam erschwerend hinzu, dass heimische Laubbäume gefällt wurden und mit nicht-heimischen Bäumen aufgeforstet wurde. Neben der Forstwirtschaft wurde auch die Art und Weise der Bejagung innerhalb des Nationalparks kritisiert. Hier stünden die erjagten Trophäen im Mittelpunkt, nicht das biologische Gleichgewicht, hieß es.

Diese Kritikpunkte treffen, nach Angaben des Nationalparks, heute nicht mehr zu. Man halte sich sowohl an die Bestimmungen zur Behandlung der Wälder in Nationalparks als auch an jene, zur Jagdausübung in Nationalparks. Das bedeutet, dass kein Laubholzeinschlag mehr stattfindet, nicht mit standortfremden Gehölzen aufgeforstet wird und Trophäen bei der Jagd keine Rolle spielen - sie werden weder genutzt noch bewertet. In Zukunft sollen weitere Teile des Waldes vollkommen aus der Bewirtschaftung herausgenommen werden.

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