Der Hallimasch

Früher gingen wir davon aus, dass es nur eine Art Hallimasch bei uns gibt. Da sich die Methoden der Artbestimmung im Laufe der Zeit immer weiter verbessert haben, wissen wir es heute besser. Äußerlich lassen sich die Arten jedoch schwer bis gar nicht unterscheiden.

Die Forstwirtschaft bezeichnet den Hallimasch auch verächtlich als „Kambiumkiller“. Dabei wird wie so oft verkannt, welch wichtige Rolle Pilze wie der Hallimasch im Ökosystem Wald inne haben. Diese Pilzart befand sich auch in meiner Themenauswahl für das Buch „Wunderwelt Totholz“. Dass sie es letztendlich nicht reingeschafft hat, ist in erster Linie dem begrenzten Platz geschuldet. Verdient hätten es die Pilze als ausgewiesene Totholzproduzenten allemal.

Hallimasche wachsen sowohl auf lebenden Bäumen als auch auf bereits abgestorbenen Holz. Gelingt es ihnen, einen noch lebenden Baum zu besiedeln, ist sein Schicksal in der Regel schnell besiegelt. Die Pilze entziehen dem Baum Wasser und Nährstoffe. Der Hallimasch beginnt seinen Kampf gegen den Baum an den Wurzeln. Hier sucht das Myzel einen Zugang und wandert den Stamm hoch. Abgesehen hat es der Pilz auf den nährstoffreichen Saftfluss im Kambium. Hat der Hallimasch sich so weit ausgebreitet, dass der Saftfluss unterbrochen ist, stirbt der Baum ab. Wenn der Baum den Kampf gegen den Hallimasch verloren hat, dient er ihm dennoch noch viele weitere Jahre als Lebensgrundlage.

Doch der Hallimasch kann noch viel mehr als einem Baum zu Fall zu bringen. Er kann ihn zum Leuchten bringen. Auch für uns Menschen ist das bei Nacht in völliger Dunkelheit sichtbar. Was im ersten Moment ein wenig gruselig wirken kann, lässt sich aber ganz einfach erklären. Denn was wir sehen, ist in Wirklichkeit kein leuchtender Baum. Vielmehr besitzt das Myzel der Hallimasche die Fähigkeit zur Biolumineszenz. Viele werden diese Fähigkeit auch von den Glühwürmchen (Leuchtkäfern) kennen, die wir im Sommer mit etwas Glück beobachten können.

Übrigens: Der Hallimasch kann gigantische Ausmaße annehmen. In den USA wurde ein Pilz mit einer Gesamtgröße von etwa 900 Hektar identifiziert. Dieser Pilz ist geschätzt etwa 2400 Jahre alt und hat ein Gewicht von rund 600 Tonnen. Damit ist er ein wahrer Gigant und das größte bekannte Lebewesen auf der gesamten Erde. Dagegen ist ein etwa 1000 Jahre alter Hallimasch in der Schweiz mit seiner Größe von gerade mal 35 Hektar wahrlich nur ein Winzling. Aber immerhin reicht diese Größe aus für den europäischen Rekord.

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