Der Rote Fliegenpilz

Der Rote Fliegenpilz ist einer der bekanntesten heimischen Pilze überhaupt. Viele von euch kennen ihn aus der Kindheit. Aus Märchen, aber auch von besorgten Müttern und ihren Schauergeschichten, mit denen sie uns von der tödlichen, roten Gefahr mit den weißen Punkten fernhalten wollten. Aber auch als Glückssymbol begegnen wir ihm, spätestens an Sylvester. Doch zurück zur Giftigkeit: Ist der Fliegenpilz wirklich so giftig, wie die Mütter uns das früher beigebracht haben?

Die Antwort ist nicht eindeutig zu geben. Giftig ist der Fliegenpilz auf jeden Fall. Aber vermutlich nicht so giftig, wie die meisten Mütter uns das erzählt haben. Da haben sie wohl ein wenig übertrieben. Wirklich falsch ist das aber nicht gewesen. Denn hätten wir am Fliegenpilz genascht, hätten wir das wahrscheinlich zutiefst bereut. Ihn zu konsumieren, ruft ähnliche Reaktionen hervor, wie ein Vollrausch durch Alkohol. Verdauungsbeschwerden gehen damit genauso einher wie Störungen in der Nerventätigkeit. Ein gesunder Erwachsener übersteht das mitunter ohne langfristige Folgen. Vor allem für Kinder sind derartige Experimente aber alles andere als empfehlenswert. Die Schauergeschichten unserer Mütter sollten daher als sinnvolle, kleine Notlüge durchgehen.

Fernab von seiner berauschenden Wirkung wird und wurde der Fliegenpilz auch zu Nahrungszwecken genutzt. So gilt er in Teilen Japans bis heute als wohlschmeckende Delikatesse. Aber auch bei uns in Deutschland wurde der Fliegenpilz als Nahrung gesammelt und zubereitet – zum Beispiel in der Region Hamburg. Die älteren unter uns werden sich vielleicht noch an die Zubereitung erinnern.
Die für die Rausch- und Giftwirkung verantwortlichen Inhaltsstoffe sitzen hauptsächlich in der Huthaut. Zudem sind sie, zumindest zu einem großen Teil, wasserlöslich. Deswegen wurde die rote Haut entfernt und der Rest des Pilzes in Stücke geschnitten und dann in Wasser gelegt. Nach etwa einem Tag konnte man den Pilz dann durch braten zubereiten.

Aber, das sei an dieser Stelle mit vielen Ausrufezeichen erwähnt: Das Risiko einer Vergiftung ist auch bei dieser Form der Zubereitung nicht gebannt. Nicht ohne Grund verschwand der Fliegenpilz in Deutschland komplett vom Speiseplan. Von einem Selbstversuch sollte man also auf jeden Fall Abstand nehmen. Es ist einfach zu gefährlich. Außerdem gibt es ja viele andere Pilze, die ohne Risiko zu genießen sind.

Fruchtkörper

Zumeist im Sommer beginnen die Fliegenpilze bei uns damit, ihre Fruchtkörper auszubilden. Je nach Region und Wetter gibt es hier natürlich Verschiebungen. Mit dem Ende des Herbstes verschwinden die schönen Fruchtkörper des Fliegenpilzes aber auch schon wieder aus dem Landschaftsbild. Durch zunehmend mildere Winter kann es hier aber durchaus noch zu Verschiebungen kommen: Bereits heute bilden verschiedenste Pilzarten immer häufiger ihre Fruchtkörper auch im Winter aus.

Standort

Bei der Wahl seines Standortes ist der Fliegenpilz nicht spezialisiert. Eine gewisse Vorliebe für die Nachbarschaft zu Birken ist erkennbar. Nicht zuletzt die Tatsache, dass er mit dieser Pionierbaumart eine Symbiose (Mykorrhiza) eingeht, unterstreicht das. Aber auch unabhängig von den Birken ist der Fliegenpilz verbreitet. So gedeiht er sowohl in Nadel- als auch in Laubwäldern. Im Inneren dichter Wälder finden wir ihn genauso wie in lichten Wäldern oder am Waldrand. Auch bergsteigen kann er. Allerdings ist für ihn Schluss, sobald die Baumgrenze erreicht ist. Wie der Fliegenpilz mit der Birke seinen Lieblingsbaum hat, hat er auch einen Lieblingsboden. So werden saure Böden von ihm bevorzugt besiedelt.

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