Die Eichenfraßgesellschaft

Wildschweine lieben Eicheln. Und viele andere Tiere auch. Allerdings ist die Eichel nicht der einzige Teil der Eiche, der gerne vernascht wird. Auch die Eichenblätter erfreuen sich großer Beliebtheit. Sogar einer größeren als die Eicheln: Betrachten wir alleine die Schmetterlinge, kommen wir auf die unglaubliche Zahl von über 250 Arten, die sich mehr oder weniger spezialisiert von Eichenblättern ernähren.

Unter all den Eichenliebhabern gibt es auch ein paar, die sich auf die Eiche festgelegt haben. Diese Arten, passend als Eichenfraßgesellschaft bezeichnet, können, sofern die Voraussetzungen stimmen, einen ganzen Baum kahl fressen. Die bekannteste unter ihnen dürfte der Eichenprozessionsspinner sein. Auch der Eichenwickler, der Frostspanner und andere Arten zählen dazu.
Allerdings, und diese Tatsache ist leider weitaus weniger bekannt, sind die Eichen der Eichenfraßgesellschaft nicht hilflos ausgeliefert. Ganz im Gegenteil: Im Laufe der Evolution haben die Bäume einen Trick entwickelt, der sie vor dem blattlosen Niedergang bewahrt. Sie können den sogenannten Johannistrieb auszubilden. Das ist nichts weiter als ein zweiter Blattaustrieb. Er findet zeitlich meist um den 24. Juni, dem namensgebenden Johannistag, statt. Die von der Eichenfraßgesellschaft verursachten Schäden werden somit durch den Baum behoben, noch bevor sie ein existenzielles Problem für ihn darstellen.

Doch fast alles im Leben hat seinen Preis. So auch der zweite Blattaustrieb, und das sogar in zweierlei Hinsicht. Zum einen wird in einem Jahr, in dem der Eiche ein solches Ereignis widerfährt, ihre Holzproduktion vermindert. Das ist mit Blick auf die Jahresringe messbar. Zum anderen produziert die Eiche in diesen Jahren wenig bis keine Eicheln. In einem natürlichen Wald ist das für den Fortbestand des Baumes kein Problem. Problematisch wird es erst dann, wenn die Bedingungen unnatürlich sind. Nur dann gibt es kein Gleichgewicht zwischen Eichenfraßgesellschaft, deren Feinden und der Eiche.

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