Die Kreuzkröte

Als ich während der Krötenwanderung ehrenamtlich beim Amphibienschutz gearbeitet habe, ist sie mir das erste Mal über den Weg gelaufen. Seitdem ist sie mir besonders ans Herz gewachsen. Vielleicht, weil sie stets zielstrebig in die entgegengesetzte Richtung der Kamera lief und es mir damit schwer machte, sie zu fotografieren.

Die Rede ist von der Kreuzkröte. Anders als der Name vermuten lässt, erkennt man sie nicht etwa an einem Kreuz. Sondern ein gelb-weißlicher Streifen kreuzt den Rücken der 4 bis 8 Zentimetern kleinen Kröte. Sie hat oft eine helle Grundfarbe und ist grün-bräunlich marmoriert. Mit Sicherheit kann man sich bei Amphibien aber nicht auf die Färbung verlassen.

Die Fortpflanzung der Kreuzkröte

Die Kreuzkröte ist anders als zum Beispiel die Erdkröte kein Kurzzeit- oder Explosionslaicher. Daher können wir sie an ihren Laichgewässern über einen langen Zeitraum beobachten. Bei uns in Deutschland ist das von etwa April bis Juli der Fall. Der genaue Zeitraum hängt natürlich immer vom Wetter ab und kann ein wenig variieren. Allerdings dürfen wir daraus nicht den Schluss ziehen, dass die Kreuzkröte für ihre Fortpflanzung viel mehr Zeit benötigt.

Schauen wir genauer hin, klärt sich dieser Sachverhalt wie folgt auf: Die Weibchen haben nur eine kurze Aufenthaltsdauer am Laichgewässer. Sie verlassen es sofort nach dem Ablaichen wieder und wandern zurück in ihr Sommerhabitat. Die Männchen harren hingegen am Gewässer aus und hoffen auf weitere Weibchen. Es sind Fälle nachgewiesen, in denen sich Männchen über 100 Tage am Laichgewässer aufgehalten haben.

Hier lebt die Kreuzkröte

Die Kreuzkröte benötigt warme und trockene Gebiete mit wenig Vegetation, aber ausreichend Möglichkeiten zum Verstecken. Am liebsten mag sie lockeren, sandigen Boden. Für ihre Ansiedlung sind flache Gewässer mit wenig Vegetation Voraussetzung. Aufgrund ihrer Vorliebe für diese vegetationsarmen Lebensräume ist die Kreuzkröte eine sogenannte Pionierart.

Es kommt deswegen immer wieder mal vor, dass sie Großbaustellen oder Abgrabungsflächen (zum Beispiel Braunkohlegebiete) besiedelt. Da gerade die von der Kreuzkröte bevorzugten kleinen, flachen Gewässer am meisten unter Verschmutzung – wie Müll, Dünger und Giften - und Zerstörung – zum Beispiel durch Zuschüttung – leiden, ist die warzige Kröte in ihrem Bestand gefährdet. In Deutschland wird sie daher gleich doppelt geschützt. Sowohl die europäische FFH-Richtlinie als auch das deutsche Bundesnaturschutzgesetz stellt sie unter strengen Schutz.

Die Biologische Station StädteRegion Aachen e.V. ergreift verschiedene Maßnahmen, um die Lebensbedingungen von Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte und Kreuzkröte zu verbessern. Darunter fällt vorrangig das Anlegen neuer Gewässer. In meinem Film habe ich dokumentiert, wie das gemacht wird.



Spätlaicher

Während viele Amphibien mit ihrem Laichgeschäft schon durch sind, beginnt nun die Zeit der Kreuzkröten. Als Spätlaicher erfreuen sie uns etwa von April bis Juni mit ihren Konzerten, wobei die Hauptzeit der gesanglichen Aktivitäten für gewöhnlich im Mai beginnt. In der Umgebung ihrer Laichgewässer sind sie zu diesem Zeitraum besonders gut zu entdecken.

Doch sind nicht vielerorts die Amphibienschutzzäune bereits abgebaut? Ja, sind sie. Die Kreuzkröte auf ihren Wanderungen zu schützen, ist weitaus schwieriger als bei anderen Arten. Während zum Beispiel der Grasfrosch oder die Erdkröte innerhalb kürzester Zeit zum Laichgewässer wandern, erstrecken sich die Wanderungen der Kreuzkröte auf einen sehr viel längeren Zeitraum. In den allermeisten Gebieten sind die Spätlaicher deswegen vor dem Straßenverkehr leider nicht geschützt.

Gerade an Standorten, wo die Kreuzkröte oder andere Spätlaicherarten leben, wäre eine fest installierte Amphibienleitanlage die beste Möglichkeit, um ihre Wanderungen abzusichern. Eine regelmäßige Kontrolle und der händische Transport der Tiere über die Straße hinweg entfallen weitestgehend. Denn Leitanlagen, die dem Verhalten der Tiere entsprechend gebaut wurden, kommen praktisch ohne menschliche Hilfe aus. Zudem ist durch diese Anlage gleichzeitig auch die Rückwanderung der Tiere abgesichert.

Gejagt wird in der Nacht, im Mauseschritt

Den Tag verbringen Kreuzkröten meist in geschützten Verstecken. Natürlicherweise zum Beispiel zwischen Steinen oder vergraben im sandigen Boden. Erst wenn die sich verabschiedende Sonne den Beginn der Nacht ankündigt, kommen sie heraus, um sich auf die Nahrungssuche zu begeben.

Die Jagd in der Nacht hat für die Kreuzkröte gleich zwei Vorteile: Zum einen ist sie vor Feinden besser geschützt. Zudem können sie in dieser Zeit erfolgreicher Beute machen. Denn die Nacht bedeutet für viele Tiere eine Ruhephase. Dementsprechend weniger aufmerksam sind sie – zur Freude der Kreuzkröte. In der Hauptsache ernähren sie sich von Ameisen, Fliegen und Käfern. Ergänzt wird das Nahrungsangebot durch etliche weitere Gliederfüßer. In der Jugend greifen die flinken Kröten auch stark auf Milben als Nahrungsgrundlage zurück.

Wer nun am Abend im Kreuzkrötengebiet unterwegs ist und meint Mäuse zu sehen, kann beruhigt sein. Vermutlich sind diese Mäuse nicht das Ergebnis davon, dass der Wein zu lecker war. Vielmehr könnte es sich um Kreuzkröten handeln. Denn während die Erdkröte noch zu kleinen Sprüngen, die eher an ein Hoppeln erinnern, fähig ist, können Kreuzkröten sich ausschließlich laufend fortbewegen. Der Grund dafür sind ihre sehr kurzen Hinterbeine. Ihrem Jagderfolg schmälert das allerdings nicht im Geringsten. Die Tiere sind sehr schnell unterwegs und erinnern im Augenwinkel wahrgenommen daher an eine vorbeihuschende Maus.

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