Die Lärche

Lärchen sind die Weißstörche unter den Bäumen. Zumindest, wenn wir uns anschauen, was die Menschen in der Nähe von Landeck in Tirol früher glaubten. Hier brachte nämlich nicht der Weißstorch die Kinder. Vielmehr seien dafür große Lärchen verantwortlich gewesen.

Ein besonderer Nadelbaum

Anders als wir es von anderen heimischen Nadelbäumen kennen, wirft die Lärche ihre Nadeln im Herbst ab. Ihre vergleichsweise kleinen Zapfen bleiben hingegen am Zweig und fallen erst nach mehreren Jahren mit ihm zu Boden. Aber das ist nicht die einzige Eigenschaft, die an einen Laubbaum erinnert. Im Verlauf des Jahres ändert sich auch die Farbe ihrer Nadeln. Im Frühling beginnt es mit einem frischen Grün. Das verdunkelt sich immer mehr. Im Herbst wechselt die Farbe dann in ein schönes Goldgelb. Erst danach wirft die Lärche, wie beschrieben, ihre Nadeln ab.

Die abgefallenen Nadeln zersetzen sich nur langsam. Uns beschert das den angenehm weichen Waldboden, den wir bei Spaziergängen in Nadelwäldern zu schätzen wissen. Dort, wo die Lärche wächst, ist der Boden sauer. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ist das kein Problem. Das Ökosystem ist dort darauf eingestellt. Anders hingegen kann es sein, wenn sie in Gebieten angebaut wird, in denen sie natürlicherweise nicht vorkommt. Im wahrsten Sinne des Wortes offensichtlich wird das zum Beispiel in Parks. Die Wiesenflächen unter Lärchen weisen hier oft größere Lücken auf. Diese Lücken sind auf die Übersäuerung zurückzuführen, mit der die Wiese nicht gut umgehen kann.

Das Aussehen

Im Frühling sprießen aus den Knospen die Nadeln der Europäischen Lärche (Larix decidua). Sie werden 15 bis 30 Millimeter lang und stehen in auffälligen Büscheln von bis zu 50 Stück zusammen. Doch auch einzeln stehende Nadeln sind auf der Lärche zu entdecken. Die Nadeln sind weich, flach und an den Enden stumpf.

Zwischen März und Mai blüht die Lärche. Sie wird als „einhäusig“ bezeichnet, denn an einem Baum wachsen sowohl männliche als auch weibliche Blüten. Während Erstere nur einen Zentimeter groß werden und unscheinbar gelbgrün gefärbt sind, können die weiblichen Blüten eine Größe von über zwei Zentimetern erreichen und fallen durch ihre rosarote Färbung auf. Zum Herbst hin werden auch die weiblichen Blüten grün.

Die Zapfen der Lärche sind eiförmig und wachsen aufrecht. Sie können eine Größe von bis zu 6 Zentimetern erreichen. Erst im Frühling des zweiten Jahres reifen darin die bis zu 60 Samen und werden vom Wind davongetragen. Die Zapfen selbst bleiben am Zweig und fallen nach mehreren Jahren mit ihm zu Boden.

In jungen Jahren ist die Rinde der Lärche glatt und grün bis braun gefärbt. Mit zunehmendem Alter wird sie bis zu 10 Zentimeter dick und weißt tiefe Furchen und auffällige Schuppen auf.

Hier wächst sie

Heute wächst die Europäische Lärche (Larix decidua) auf etwa 3 % der Waldfläche in Deutschland. Sie ist auch heute noch ein wertvolles Bauholz, das gerade im Außenbereich verwendet, seine Vorteile zeigt. So überrascht es nicht, dass die weltberühmten Pfähle in Venedig zu einem großen Teil aus Lärchenholz gemacht wurden. Aber auch für die Herstellung von Türen, Fenstern, Möbeln, Schindeln und vielen weiteren Dingen wird die Lärche gerne genutzt.

Natürlicherweise befindet sich das Hauptverbreitungsgebiet der Europäischen Lärche in den europäischen Hochgebirgen nahe der Baumgrenze. Vor allem aufgrund der forstwirtschaftlichen Nutzung finden wir sie heute auch in anderen Gebieten.

Neben der für Nadelbäume unüblichen Eigenschaft, die Nadeln abzuwerfen, verfügt die Europäische Lärche über ein ausgeprägtes Wurzelsystem, das ihr einen guten Halt gibt. Beides bietet ihr einen Vorteil in ihrem natürlichen Hauptverbreitungsgebiet. Hoch oben an der Baumgrenze können Wind und Schnee zu einer Belastungsprobe werden. Wohl dem, der seine Nadeln abwerfen kann und fest im Boden verankert ist – wie die Lärche.

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