Die Wilde Möhre

Nanu, was ist denn das? Es sieht aus wie Möhrengrün und riecht wie Möhrengrün, doch es steht mitten in der Natur.

Hier wächst sie

Die Wilde Möhre kommt in Mittel- und Südeuropa vor – und das schon seit der Jungsteinzeit. Obwohl die Wilde Möhre am liebsten auf sonnigen Standorten wächst, findet man sie auch in Teilen Norwegens und Schwedens.

Die Wilde Möhre erkennen

Wenn man sie lässt, entwickelt sich die Wilde Möhre über zwei Jahre hinweg. Im ersten Jahr sieht man das für Möhren charakteristische Grün. Erst im zweiten Jahr wächst an der Wilden Möhre zwischen Mai und August ein doppeldoldiger Blütenstand.

Als Doldenblütler ist die Wilde Möhre neben Giersch auch beispielsweise mit der Hundspetersilie, dem Gefleckten Schierling und dem Riesen-Bärenklau verwandt. Letztere sind giftig und der Riesen-Bärenklau kann zudem bei einem Kontakt mit der Haut eine schmerzhafte phototoxische Reaktion hervorrufen. Deshalb ist ein genauer Blick das oberste Gebot.

Anhand verschiedener Merkmale lässt sich die Wilde Möhre von anderen weiß blühenden Doldenblütlern unterscheiden:

Die Blätter der Wilden Möhre ähneln in Aussehen und Geruch den Möhren aus dem Supermarkt. Vom einfarbigen, gefurchten Hauptstiel der Blätter gehen mehrere Nebenstiele ab, die in zwei bis drei Einzelblätter unterteilt sind. Dabei sind die Blätter auffällig behaart. Beim Ausgraben der Wilden Möhre kommt eine helle Pfahlwurzel zum Vorschein, die ebenfalls den Geruch nach Möhre verströmt.

Im zweiten Jahr bildet sich zwischen Mai und August ein Blütenstand mit weißen Blüten. In der Mitte befindet sich eine charakteristische dunkle Blüte – Anthocyanpunkt genannt. Dieses Merkmal findet sich lediglich bei der Wilden Möhre. Aber aufgepasst: Nicht jeder Blütenstand der Wilden Möhre weist auch den Anthocyanpunkt auf!

Die Wilde Möhre als Heilkraut

Bereits im Altertum wurde die Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota) vom Menschen genutzt. Man sprach ihr eine aphrodisierende Wirkung zu, setzte sie gegen Würmer ein und behandelte mit ihr Geschwüre, Brandwunden und Frostbeulen. Im Mittelalter war die Wilde Möhre insbesondere als Mittel gegen Gallensteine, Magenschmerzen und Blähungen bekannt.

Heute ist die Wilde Möhre in Vergessenheit geraden – zu Unrecht. Denn es konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass sie eine regulierende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel hat, gegen Durchfall hilft und die Durchspülung der Harnwege unterstützt. Sie enthält neben den Vitaminen C und B beispielsweise auch Karotin. Diese Gemeinsamkeiten mit der Karotte sind nicht zufällig. Immerhin gehört die Wilde Möhre zu den vermutlich drei Stammpflanzen des beliebten Wurzelgemüses.

Die Wurzel der Wilden Möhre eignet sich allerdings nur im ersten Jahr zum Verzehr. Im zweiten Jahr – wenn die Wilde Möhre blüht – verholzt die Wurzel und schmeckt scharf.

Die Wilde Möhre als Insektenmagnet

Übrigens: Die Wilde Möhre ist nicht nur bei Menschen ein beliebtes Wildkraut. Vor allem für Insekten ist sie eine wichtige Nahrungsquelle. Sie gehört zu den Lieblingspflanzen der Raupen des Schwalbenschwanzes. Außerdem ernähren sich Wildbienen, Blattwespen, Fliegen, Wanzen und Käfer von ihr.

Um die Besucher anzulocken, hat die Wilde Möhre einen Trick auf Lager: Sie täuscht Beliebtheit vor. In der Mitte der Blütendolde sticht zwischen zahlreichen weißen Blüten eine einzige lila bis schwarz gefärbte Blüte hervor
– der Anthocyanpunkt. Im Vorbeifliegen wird sie für ein Insekt gehalten. Und was für andere interessant ist, sollte man sich vielleicht auch selbst einmal genauer ansehen.

Wer unserer Insektenwelt über die Blühzeit hinweg unter die Flügel greifen möchte, lässt die Wilde Möhre über den Winter stehen. Denn in ihrem Samenstand können Insekten ein dankbares Versteck finden.

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