Fütterung von Wildtieren

In den allermeisten Fällen füttern Menschen Wildtiere, um ihnen etwas Gutes zu tun. Leider bewirkt es aber allzu oft das Gegenteil. Eines vorab: Die Fütterung von Wildvögeln im Garten ist davon ausgenommen. Denn ohne diese Fütterung würden aufgrund der fehlenden Nahrung noch mehr Vogelarten seltener werden. Aber was genau macht die Wildtierfütterung ansonsten zu etwas Schlechtem?

Fütterung als Problem für das gesamte Ökosystem

Eine verbreitete Form der Wildtierfütterung ist das Füttern von Enten mit Brot beim Sonntagsspaziergang. Hier kann man sehen, wie weitreichend die Folgen davon sein können. Denn die Ernährung mit Brot schadet zum einen den Tieren. Es quellt in ihren Magen auf, was schlimmstenfalls tödlich enden kann. Vor allem junge Tiere sind hierbei gefährdet.

Zum anderen hat die Fütterung das Problem, dass die Massen an Brot, die in die Gewässer geworfen werden, gar nicht verwertet werden können. Es verbleibt im Gewässer und reichert es mit Nährstoffen an. Das kann zu gravierenden Veränderungen des gesamten Ökosystems führen. Um eine komplette Zerstörung des Gewässers zu verhindern, mussten vielerorts Gewässer kostenintensiv gereinigt werden. Diese Arbeiten sind nicht nur teuer, sondern stellen ebenfalls einen störenden Eingriff dar, der je nach Gewässer mehr oder weniger Opfer fordert.

Außerdem führt das Füttern an vielen Gewässern zu großen und schlimmstenfalls nicht mehr gesunden Populationen einzelner Tier- und Pflanzenarten. Eine natürliche Regulation findet kaum noch statt, sodass der Bestand insgesamt anfälliger für Krankheiten wird. Die Überpopulation sorgt auch für Stress bei den Tieren, denn sie haben zu wenig Platz und befinden sich deswegen in einem ständigen Kampf um ihre Reviere.

Große Populationen von zum Beispiel Gänsen oder Nutrias sorgen immer wieder für Ärger. Menschen beklagen sich über Kot, kaputte Uferbereiche oder Lärm. Viele Kommunen lösen das Problem mit der Flinte. Wir füttern also einen zu hohen Tierbestand heran, nur um ihn anschließend niederzuschießen.

„Problemtiere“ als Folge von Anfütterung

Von „Problemtieren“ wird immer dann gesprochen, wenn Wildtiere ihr natürliches Verhalten ändern und die Nähe des Menschen suchen. Haben wir vor ihnen Angst oder machen sie Dinge kaputt, werden sie zum Problem erklärt. Die sogenannten Problemwölfe sind leider bereits ein fester Bestandteil in der medialen Berichterstattung. Doch das Problem ist in diesem Fall nicht der Wolf. Wenn er den Menschen mit Nahrung in Verbindung bringt, weil er gefüttert worden ist, ist es doch allzu verständlich, dass er seine Nähe sucht. Ähnliches gilt zum Beispiel auch für Wildschweine oder Füchse. Ob die Tiere nun direkt gefüttert werden oder indirekt - zum Beispiel durch Müll - spielt dabei keine Rolle. Tiere sind lernfähig. Und wenn sich eine Gelegenheit zum einfachen Nahrungserwerb ergibt, wird diese auch angenommen. Doch spätestens wenn der Vorgarten von Wildschweinen umgekrempelt wurde, finden sich in der Lokalzeitung die nächsten Problemschweine wieder.

Problematische Populationen durch Zufütterung

Auch unsere Wälder leiden unter der Fütterung von Wildtieren. Gerade in einer Zeit, in der Fichten großflächig durch den Klimawandel dahingerafft werden, zeigt sich, was eine große Zahl an Wildtieren in den Forsten für Folgen haben kann. Junge Bäume haben vielerorts nicht die Möglichkeit zu wachsen, weil sie zuvor aufgefressen werden. Auch hier werden die Tiere zum Problem erklärt und als Lösung wird wie so oft ein massenhafter Abschuss geliefert. Doch die Ursachen bleiben dadurch unberührt. Denn die liegen sowohl im als auch außerhalb vom Wald:

Der eine Punkt liegt in der Weise, wie wir Landwirtschaft betreiben. Viele Tiere sind durch den großflächigen monokulturellen Anbau zum Beispiel von Mais gefährdet. Allerdings gibt es auch Tiere, die davon zunächst profitieren. Dazu zählt zum Beispiel das Wildschwein. Doch die Wildschweine beschränken sich natürlich nicht nur darauf, den Mais zu futtern, den sie auf den Feldern finden. Aufgrund des Überflusses an Nahrung wächst eine große Wildschweinpopulation heran, die beispielsweise auch Eicheln in den Wäldern vertilgt – und das nahezu komplett. Eine natürliche Verjüngung des Waldes wird dadurch unmöglich.

Verschlimmert wird das noch durch den zweiten Punkt: die Zufütterung durch Jäger im Winter. Was oft als warmherzige Geste verkauft wird, hat das Ziel, die Bestände von Reh und Wildschwein hoch zu halten. Man will schließlich auch etwas zum Schießen haben.

Fazit

Die Liste der Schäden, die die Wildtierfütterungen verursacht, ist lang. Nicht umsonst ist sie in vielen Fällen verboten. Je nachdem, wo wir uns befinden, kann das Füttern von Wildtieren sogar mit einem empfindlichen Bußgeld belegt werden. Davon unabhängig müssen wir bedenken, dass ein Verzicht darauf im Allgemeinen sowohl den Tieren als auch der Natur – und damit ebenfalls uns selbst – die größte Hilfe ist. Nur so können sich gesunde Populationen bilden und regulieren.

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