Moore

Es war Alexander von Humboldt, der die Metapher vom Moor als Schwamm benutzte. Und er hatte recht. Moore bestehen zu etwa 95 % aus Wasser. Sie sind ein völlig natürlicher und hoch effektiver Schutz vor Hochwasser. In sehr niederschlagsreichen Jahren kann ein Moor so viel Wasser aufnehmen, dass es mehr als einen Meter "aufschwimmt". Nur ganz langsam wird dieses aufgenommene Wasser wieder abgegeben - das Moor sinkt wieder auf Normalstand ab.

Doch Moore können noch viel mehr als "nur" Hochwasserschutz. So sind fast 50 % des gesamten Kohlendioxids der Atmosphäre in Mooren gebunden. Und das, wo Moore gerade einmal rund 3 % der Landfläche der Erde ausmachen. Im Vergleich dazu: Wälder bedecken etwa 30 % der Landfläche. Um die Leistung der Moore gegen den Klimawandel zu verdeutlichen: Die 3 % Moorflächen speichern etwa doppelt so viel Kohlendioxid wie die 30 % Waldfläche.

Diese unglaubliche Leistung ist dadurch möglich, dass Moore der einzige Lebensraum auf dieser Erde mit einer positiven Stoffbilanz sind. Im Gegensatz zum Wald wird in Mooren zum Beispiel kein Kohlendioxid freigesetzt – sondern nur aufgenommen. In Wäldern geschieht das durchaus - zum Beispiel, wenn ein Baum umfällt (oder gefällt wird) und zersetzt wird.

Wie geht es den Mooren heute?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Deutsche Moore stehen meist unter Schutz, international wird leider noch immer Torf abgebaut. Fein raus sind wie dadurch aber nicht. Es wird massig an Torf importiert, vor allem aus dem Baltikum. Meist findet Torf Verwendung im privaten und gewerblichen Gartenbau und in der Landwirtschaft. Daher sind auch wir in Deutschland an der Zerstörung dieses Lebensraums aktiv beteiligt. Global gesehen wird der Schutz der Moore sehr vernachlässigt. Gerade im Hinblick auf die Leistungen der Moore in Bezug auf den Klimawandel muss dringend auf eine Verbesserung hingearbeitet werden.

Hier würde sich zum Beispiel die RAMSAR-Konvention (Übereinkommen über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung) anbieten. Aktuell stehen weniger als 10 % der Moorflächen unter dem Schutz dieser Konvention. Gemessen an dem ökologischen Wert der Moore ein verschwindend kleiner Teil.

In den nächsten Artikeln werde nicht nur auf die verschiedenen Arten von Mooren eingehen, sondern auch auf ihre Wichtigkeit für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten sowie über die Unterfangen, Moore zu renaturieren. Die Renaturierung ist eine Aufgabe, die vermutlich noch Generationen beschäftigen wird und alles andere, als ein leichtes Unterfangen ist.

 

Hochmoore

Hochmoore werden viel passender auch Regenmoore genannt. Passender deswegen, weil dadurch bereits ein charakteristisches Merkmal dieser Moorart beschrieben wird. Hochmoore beziehen ihre Feuchtigkeit nämlich ausschließlich aus dem Niederschlag. Zusätzlich werden sie durch die Luft mit Mineralsalzen versorgt. Einen Zugang zum mineralsalzreichen Oberflächen- oder Grundwasser haben Hochmoore hingegen nicht. Im Ergebnis herrscht eine extreme Mineralsalzarmut, was vor allem die Tier- und Pflanzenwelt vor Herausforderungen stellt.

Hochmoore in Gefahr

Im Laufe der Menschheitsgeschichte waren Hochmoore oft negativen Einflüssen durch verschiedene Nutzungsformen ausgesetzt. Sei es der Torfabbau oder die Trockenlegung von Moorflächen, um sie landwirtschaftlich nutzbar zu machen. All dies führte dazu, dass wir heute kaum noch intakte Hochmoore antreffen. Zumal ein weiterer Faktor hinzugekommen ist, der verbliebenen Mooren zusetzt: der Eintrag von Dünger, Chemikalien und anderen Schadstoffen. Sie gelangen vor allem über benachbarte landwirtschaftliche Nutzflächen in die Moore.

Ein gesundes Hochmoor befindet sich durch die Torfbildung im stetigen Wachstum. Hierzu benötigt es mehrere Voraussetzungen, die im besten Fall dauerhaft erfüllt sein sollten: Zum einen sollte das Klima ausgeglichen und feucht sein. Zum anderen sollten die Niederschläge über das komplette Jahr relativ gleichmäßig fallen. Die Grundvoraussetzung ist dabei folgende: Die Menge des Niederschlags muss größer sein als die Feuchtigkeitsmenge, die dem Hochmoor durch Verdunstung und Abfluss verloren geht.

Entstehung von Hochmooren

Der Weg zum Hochmoor ist nicht immer der gleiche. Ein erster Weg ist der Umweg über ein Niedermoor. Hierbei hatte das Moor in seiner Entstehungszeit noch Zugang zum Oberflächen- oder Grundwasser. Somit handelte es sich zu dieser Zeit noch um ein Niedermoor. Gebildet hat es sich zum Beispiel durch die Verlandung von Seen oder Flussarmen. Erst wenn die sich bildende Torfschicht die Verbindung zu diesen Wasserquellen unterbricht, sprechen wir von einem Hochmoor, genauer gesagt von einem Verlandungshochmoor.

Ein zweiter Weg, wie sich ein Hochmoor bildet, überspringt die Niedermoorphase. Hierbei wird von Wurzelechten Hochmooren oder Versumpfungsmooren gesprochen. Ein solches Moor kann zum einen neu durch Versumpfung ehemals trockener Flächen entstehen. Zum anderen kann sich ein bestehendes Hochmoor auf benachbarte, bis dahin trockene Flächen ausweiten.

Beide Wege zum Hochmoor haben gemeinsam, dass sie sehr viel Zeit benötigen. Der Entstehungsprozess erstreckt sich über Jahrhunderte, manchmal sogar über Jahrtausende. Diese Tatsache sollte uns Mahnung und Antrieb zugleich sein, die wenigen noch bestehenden Moore zu schützen und wo immer möglich eine Renaturierung in die Wege zu leiten.

 

Bereits erschienen ist mein Artikel über das Scheiden-Wollgras. Bei Interesse klick hier: Zartschöne Püschel im Moor: Das Scheiden-Wollgras

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