Über Schönheit lässt sich bekanntlich gut streiten. Und bei der Vielfalt, die es an Käfern gibt, ist es ohnehin nicht einfach, den Schönsten zu finden. Aber einen der vordersten Plätze würde der Hirschkäfer sicherlich bei vielen Käferfreunden einnehmen. Und das vollkommen zu Recht, wie ich finde.
Im Gegensatz zu Schönheit lässt sich über Größe nicht diskutieren. Denn in dieser Hinsicht belegt der Hirschkäfer den ersten Platz. Zumindest wenn es um die Käfer der bei uns heimischen Fauna geht.
Seinen deutschen Namen hat er bekommen, weil er genau wie der Hirsch über ein imposantes Geweih verfügt. Oder vielleicht doch nicht? Stimmt, im Gegensatz zu seinem Namensgeber verfügt der Hirschkäfer über kein Geweih im eigentlichen Sinne. Denn das, was wir als Geweih wahrnehmen, ist in Wirklichkeit nichts anderes, als ein im Verhältnis zur restlichen Käfergröße überproportional groß ausgebildeter Oberkiefer.
Die Größe dieses Oberkiefers ist allerdings nicht immer so imposant wie wir es von den klassischen Hirschkäferbildern her kennen. Bekommt die Hirschkäferlarve in ihrer Entwicklungszeit nämlich nicht ausreichend Nahrung, entwickelt sich der Oberkiefer nur kümmerlich. Bis man erkannt hat, dass diese Kümmerformen mit Mangelernährung im Larvenstadium zusammenhängen, wurden diese Individuen als eigene Art geführt.
Der Hirschkäfer und die Eiche
Hirschkäfer und Eichen gehören zusammen. Eine Weisheit, die vermutlich viele Menschen unterschreiben würden. In der Tat, Hirschkäfer suchen sich häufig alte Eichen als Lebensraum aus. Allerdings sind sie weitaus weniger auf sie spezialisiert, als ursprünglich angenommen wurde.
Über 20 Baumarten sind bislang erwiesenermaßen als Bruthabitat von Hirschkäfern genutzt worden. Darunter fallen klassische Offenlandarten wie Weide oder Apfelbaum. Aber auch Nadelbäume und mittlerweile auch Arten, die bei uns nicht heimisch sind, werden von ihm besiedelt. Lange Zeit galten das Offenland und lichte Wälder als Lebensraum von Hirschkäfern. Dies stimmt zwar, doch die Liste muss noch weiter ergänzt werden. So wurde bei einer Kartierung im Freiburger Mooswald eine relativ große Hirschkäferpopulation in einem etwa 50 Jahre alten Bestand von Roteichen nachgewiesen. Das Ergebnis überraschte in doppelter Hinsicht: In einem so jungen Bestand, noch dazu bestehend aus einer nicht heimischen Baumart, wurde damit nicht gerechnet.
Hirschkäfer zeigen damit eine weitaus größere Anpassungsfähigkeit, als ihnen zugetraut wurde. Diese Tatsache sollte uns Ansporn sein, auch von unserer Seite alles zu unternehmen, um diesen faszinierenden Käfern das Leben leichter zu machen. Dazu muss der Anteil an Totholz im Wald stark gesteigert werden. Vor allem auch in wirtschaftlich genutzten Wäldern.