Der Nashornkäfer

Im Zusammenhang mit alten, ursprünglichen Laubmischwäldern hören wir häufig den Begriff „Urwaldreliktart“. Unter diese Bezeichnung fallen unter anderem zahlreiche Käferarten, die sich darauf spezialisiert haben, ihr Larvenstadium im Mulm von Höhlen alter Bäume zu verbringen. Da diese Art von Lebensraum in unseren Wirtschaftswäldern leider selten wurden, sind in Folge dessen auch diese Käferarten selten geworden.



Anders sieht das zum Glück beim imposanten Nashornkäfer aus. Natürlicherweise gehört auch er zu jenen Arten, die sich im Larvenstadium durch den Mulm alter Bäume futtern. Im Gegensatz zu anderen Arten ist es dem Nashornkäfer allerdings gelungen, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und sich neue Habitate zu erschließen. So wachsen seine Larven heute oft in sogenannten Sekundärhabitaten heran, die von uns Menschen geschaffen wurden.

Darunter fallen zum Beispiel Hackschnitzelberge oder -wege. Auch in Gärten siedelt er sich mitunter an und nutzt hier den Kompost als Kinderstube. Ebenso werden Rindenmulch oder Sägemehlhaufen an Sägewerken besiedelt. Daneben findet er auch in vielen Parks oder auf Friedhöfen ein zu Hause. Denn hier wachsen oftmals noch alte Bäume, in denen er diejenigen Strukturen findet, die in unseren
Wirtschaftswäldern so selten geworden sind.

Der erste menschengemachte Ort, den der Nashornkäfer für sich als Lebensraum nutze, waren wohl die Rückstände von Gerbereien. Zum Gerben wurde früher häufig Eichenrinde verwendet. Das zurückbleibende Substrat nahmen die Nashornkäfer erfolgreich an.

Heute wissen wir: Der Nashornkäfer ist ein wahrer Freund des Gartens. Sowohl die Larven als auch die fertig entwickelten Käfer ernähren sich ausschließlich von abgestorbenen Materialien. Weder Zier- noch Nutzpflanzen haben ihn also zu fürchten. Ganz im Gegenteil - durch das Verdauen toter Pflanzenteile haben die Käferlarven einen wesentlichen Anteil am erfolgreichen Kompostieren im Garten. Und im Inneren eines Komposthaufens herrschen ideale Bedingungen für das Heranwachsen des Käfers.

Ähnlich wie beim Hirschkäfer dauert auch beim Nashornkäfer das Larvenstadium sehr viel länger als sein Leben als ausgewachsener Käfer. Je nach Bedingungen lebt er 3 bis 5 Jahre als Larve. Als fertig entwickelter Käfer dauert sein Leben dann noch acht bis zwölf Wochen.

Aufgrund der langen Entwicklungsdauer der Larven wäre es wichtig, ein paar Dinge im Umgang mit dem Kompost zu beachten. Haben sich die Larven fertig entwickelt, bauen sie sich einen Kokon, aus dem im Frühling die fertigen Käfer schlüpfen. Bis Mitte Mai sollte der Kompost daher nicht umgesetzt werden. Indem die reife Erde gesiebt wird, finden wir die Larven des Käfers und können ein versehentliches Ausbringen in die Beete verhindern. Die abgesammelten Larven sollten bestenfalls wieder im Kompost vergraben werden. An der Oberfläche fühlen sie sich nicht wohl. Vor allem zum Errichten seines Kokons benötigt der Nashornkäfer Holz. Wir helfen ihm also, wenn wir in unserem Komposthaufen auch einen gewissen Totholzanteil vorhalten.

(Der Käfer auf dem Bild war leider schon tot, als ich ihn gefunden habe. Denn wenn die Tiere sich im Sommer fortgepflanzt haben, sterben sie kurze Zeit danach. Auf einem meiner Streifzüge durch die Natur habe ich mehrere davon gefunden.)

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