Die Skorpionsfliege

Zugegeben, im ersten Moment sieht sie schon ein wenig gefährlich aus. Aber sie ist völlig harmlos: die Skorpionsfliege. Finden kann man sie meist an schattigen Plätzen mit niedriger Vegetation. Ihren Namen verdankt die Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis) dem auffälligen Begattungsorgan der männlichen Tiere. Das Genitalsegment ist beim Männchen deutlich größer als beim Weibchen und wird nach oben gekrümmt über dem Hinterleib getragen. So erinnert es an einen Skorpionsstachel. Allerdings dient es lediglich der Fortpflanzung. Das Weibchen hat diese Krümmung nicht. Das Hinterteil ist hier fast gerade und spitz zulaufend.

Damit es zur Fortpflanzung kommen kann, muss zuerst das Weibchen umworben werden. Dafür „winkt“ das Männchen mit den vier netzartig geäderten und dunkel gefleckten Flügeln und versetzt den Hinterleib in Vibration. Ist das Weibchen auf den potenziellen Partner aufmerksam geworden, wird das „Hochzeitsgeschenk“ überreicht – eine proteinreiche Nahrung, die aus der Speicheldrüse des Männchens stammt. Je umfangreicher es ausfällt, desto größere Chancen hat das Männchen bei dem Weibchen und umso länger dauert die Fortpflanzung – bis zu zwei Stunden.

Die Weibchen paaren sich in der Regel mit mehreren Männchen. Schließlich legen sie insgesamt 50 bis 60 Eier an unterschiedlichen Orten in der Erde ab. Nach etwa 10 Tagen schlüpfen daraus die Larven. Vier Wochen später, in denen sie sich mit toten oder geschwächten Insekten den Bauch vollgeschlagen und sich drei Mal gehäutet haben, beginnt das Vorpuppenstadium. Meistens schlüpfen zwischen Ende April und Anfang Mai die ausgewachsenen Tiere aus den im Boden überwinternden Puppen. Unter günstigen Bedingungen gibt es noch im selben Jahr eine zweite Generation, die bereits im Sommer den Boden verlässt.

Bei ihrer Nahrung ist die Skorpionsfliege nicht wählerisch – neben anderen Insekten isst sie auch verendete Wirbeltiere und Kot sowie reifes Obst, Blütennektar und Pollen. Als geschickter Kletterer kann sie sogar die Beute aus dem Netz einer Spinne stibitzen. Ihrer ausgeprägten Anpassungsfähigkeit hat sie es zu verdanken, dass sie heute als ungefährdet gilt.

Die Gemeine Skorpionsfliege ist eine Schnabelfliegenart – leicht erkennbar an ihren schnabelartig verlängerten Mundwerkzeugen. Sie hat eine Körperlänge von bis zu 30 Millimetern und eine Flügelspannweite von 25 bis 35 Millimetern. Die letzten Hinterleibssegmente sind bei beiden Geschlechtern rot. Lediglich in der Form zeigen sie einen ausgeprägten Sexualdimorphismus (s. oben). Die übrigen Hinterleibssegmente sind schwarzgelb, wobei die schwarze Zeichnung lediglich an der Ober- und Unterseite vorhanden ist. Es sind mehr als 350 Arten Skorpionsarten bekannt.
Achtet mal auf sie bei eurem nächsten Ausflug in die Natur. Sie ist ganztägig aktiv und ein wirklich faszinierendes Tier.

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