Das Blässhuhn

Das Blässhuhn gehörte zu den ersten Vögeln überhaupt, die ich fotografiert habe. Nur einen kurzen Ausflug mit dem Fahrrad entfernt, konnte ich in meiner Heimat den kunterbunt gefärbten Jungen beim Aufwachsen zusehen.

Auch heute noch begleitet mich die weit verbreitete Ralle in alt bekannten und neu entdeckten Gebieten. Oft nehme ich sie - konzentriert auf andere Arten - nur im Augenwinkel wahr. Doch tatsächlich zaubert es mir immer ein Lächeln ins Gesicht, wenn die Ralle energisch durch das Schilf stapft und sich im Zweifelsfall selbst vor die Kamera begibt.

Das Blässhuhn ist hinsichtlich seines Lebensraums ein Teilspezialist. Teilspezialist deswegen, weil es nährstoffarme Gewässer sowie die Meeresküste in der Regel nicht besiedelt. Ansonsten ist das Blässhuhn allerdings relativ breit aufgestellt, was die Wahl des Lebensraums angeht. Dies trifft sowohl auf die Art des Gewässers als auch auf dessen Umgebung zu.
Am liebsten hat das Blässhuhn Gewässer mit einer beständigen Röhrichtzone. Hier lässt es sich, gut verborgen, wunderbar nisten. Neben dicht bewachsenen, flachen Uferbereichen sollten auch offene Wasserflächen vorhanden sein. Neben solchen Idealformen werden noch eine ganze Reihe weitere Gewässertypen besiedelt. Dazu gehören kleine Tümpel mitten im Wald, Überschwemmungsflächen wie Bruchwälder genauso wie Wasserrückhaltebecken, langsam fließende Flüsse, Gewässer in Parks und vieles mehr.

Die Brut

Ist eine passende Umgebung gefunden, steht auch gleich die Fortpflanzung auf dem Plan. Bei Blässhühnern funktioniert das, in der Theorie, bereits im ersten Lebensjahr. In der Praxis allerdings wird meist erst im dritten Jahr das erste Mal gebrütet. Die Paare leben in einer monogamen Saisonehe. Allerdings kommt es vor, dass sich die gleichen Vögel auch im Jahr drauf wieder zusammentun. Übers Winterhalbjahr gehen die Paare in aller Regel aber getrennte Wege.

Die Anzahl der Jahresbruten ist bei Blässhühnern nicht leicht zu beziffern. Es gibt eine, häufig aber auch zwei Bruten. Erfahrende Paare bringen es in seltenen Fällen sogar auf vier Bruten im Jahr. Bei Verlusten der Brut wird sozusagen nachgelegt – bis zu fünf mal. Was zuerst viel klingt, entpuppt sich beim genauen Hinsehen als gar nicht mehr so viel. So sterben im ersten Lebensjahr bereits zwischen 75 bis 87 Prozent des Nachwuchses. Auch wer das zweite Lebensjahr erreicht hat, ist noch lange nicht auf der sicheren Seite angekommen. Denn nur 48 bis 72 Prozent der zweijährigen Tiere erleben ihren dritten Geburtstag.

Die Gründe für die geringe Überlebensrate sind vielschichtig. Sie sind sowohl natürlich als auch menschengemacht. Wasserschwankungen führen regelmäßig zum Verlust ganzer Gelege. Auch kalte Winter setzen den Tieren zu. Hinzu kommen hohe Todeszahlen durch Wurmbefall und Botulismus. Zudem fordern Stellnetze, Bisamfallen und auch die Pestizidbelastung ihre Opfer. Wenn die Blässhühner diesen und vielen weiteren Gefahren entgehen, können sie ein stattliches Alter erreichen. Das nachgewiesen älteste Tier in Freiheit wurde in Dänemark gefunden – es wurde über 20 Jahre alt.

Der Nachwuchs

Die Küken der Blässhühner zählen ohne jeden Zweifel zu den auffälligsten Farbtupfern in unseren Gewässern. Der Körper kommt zwar im schlichten Schwarz daher. Kopf und Hals setzen mit intensiver gelb-orange-roter Färbung jedoch kräftige Farbakzente.

Zu den Gründen, warum der Nachwuchs der Blässhühner derart intensiv gefärbt ist, lassen sich nur wenige Anhaltspunkte finden. Logisch klingt der Erklärungsansatz, dass diese Färbung auf die Eltern als Fütterungsauslöser wirkt. Das kennen wir bereits von anderen Vogelarten, bei denen die intensive Färbung des Schnabelinneren als Fütterungsauslöser dient. Aus diesem Grund reißen die Kleinen weit ihre Schnäbel auf, wenn die Eltern mit Nahrung zurück zum Nest kommen. Bei den Küken der Blässhühner scheint das Motto zu gelten: „Mehr hilft mehr“. Zudem sind Blässhühner Nestflüchter. Vielleicht spielt die Färbung auch hier eine Rolle, damit sich Eltern und Kinder schneller wiederfinden. Die interessante Frage, wie sich die Färbung auf die Gefahr durch Fressfeinde auswirkt, muss leider (noch) unbeantwortet bleiben.

Was haben Blässhühner mit Eisvögel gemeinsam?

Blässhühner brüten, sofern die Voraussetzungen stimmen, mehrmals im Jahr. So kommt es, dass junge Blässhühner zum Ende ihrer Kindheit oft nur noch vom Vater gefüttert werden. Die Mutter hat in dieser Zeit bereits ein neues Nest besetzt und mit einer weiteren Brut begonnen. Dieses Verhalten kennen wir ebenfalls von Eisvögeln. Auch sie brüten mehrere Male im Jahr und die Mutter hat schon mit der zweiten Brut begonnen, wenn der erste Nachwuchs noch nicht vollständig selbstständig ist.

Färbung des Kükens

Als Küken sind Blässhühner unverkennbar: Ein kleiner schwarzer Knubbel mit rotem Kopf und gelben Flausen. Typ „in die Steckdose gefasst“. Wie daraus mal ein „richtiges“ Blässhuhn werden soll? Dass der Weg dorthin schwer ist, hat die Natur sich wohl auch gedacht und für den sauberen Übergang ein Jugendkleid geschaffen.

In diesem kommt das junge Blässhuhn sehr viel schlichter daher. Die bunte Färbung ist dahin. So ist der Kopf nun in einem dezenten Grau-Weiß gefärbt. Brust, unterer Hals und Kehle sind schmutzig weiß. Hin und wieder können hier bräunliche Federbasen durchscheinen. Die Unterseite des Vogels setzt sich dunkel braungrau ab. Einzig bei Steuerfedern und Schwingen sieht das junge Blässhuhn schon erwachsen aus. Diese nämlich sind schon gefärbt wie bei den Großen. Der Rest zieht dann aber ziemlich schnell nach.

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