Das Rotkehlchen

Wenn ich im Garten arbeite, leistet mir häufig ein Rotkehlchen Gesellschaft. Sicherlich kennen viele Menschen dieses Phänomen, denn Rotkehlchen suchen häufig größere Tiere auf, da sie in ihrer Nähe mehr Insekten finden. Es wird vermutet, dass die Altvögel diese Methode an ihre Jungen weitergeben.

Das Rotkehlchen in Deutschland

Mit 2,5 bis 4 Millionen Brutpaaren gilt das Rotkehlchen in Deutschland als eine der häufigsten Brutvogelart. Insgesamt macht die europäische Population immerhin rund 75 % des weltweiten Vorkommens aus.
Doch auch Rotkehlchen haben mit der Bedrohung durch den Menschen zu kämpfen. Die Hauptbedrohung geht zum einen von der Veränderung ihres Lebensraumes durch Landwirtschaft und Verbauung aus. Zum anderen erkranken und sterben viele Rotkehlchen an den Insektiziden, Herbiziden und dem Dünger, der im Zuge der Landwirtschaft in die Natur ausgebracht wird.

Zu der Bedrohung vor unserer Haustür kommt hinzu, dass jährlich Tausende ziehende Rotkehlchen der Jagd – insbesondere in Südeuropa - zum Opfer fallen. Dass die Gesetze vieler Länder bis heute die Jagd auf Zugvögel zulassen, ist nicht zuletzt dem Einfluss der Jagdlobby zuschulden. Dennoch setzen sich viele Menschen für den Schutz der Vögel ein, beispielsweise in Projekten vom Komitee gegen den Vogelmord e.V..

Unter Rotkehlchen ist Damenwahl

Bereits im Alter von einem Jahr ist das Rotkehlchen geschlechtsreif. Bei uns in Mitteleuropa beginnen Rotkehlchen zumeist im April mit dem Brutgeschäft – der Beginn variiert je nach Region und Wetter. Das Rotkehlchen brütet bis zu drei Mal im Jahr. Dabei sind ein bis zwei Bruten die Regel, eine dritte eher die Ausnahme. Anders als beispielsweise der Zaunkönig gehen Rotkehlchen monogame Brutehen ein. Dabei ist es das Weibchen, das initiativ wird und sich ein Männchen aussucht. Allerdings, das darf vermutet werden, kommt es dabei weniger auf das Männchen, als auf das Revier des Männchens an.

Das Nest

Wer Rotkehlchen in seinem Garten als Nistgäste zu Besuch hat, kann das als Auszeichnung verstehen. Rotkehlchen benötigen einen möglichst naturnahen Garten mit ausreichend unaufgeräumter Natur, um sich wohlzufühlen. Auch hier ist es das Weibchen, das bestimmt, wo das Nest gebaut wird. Vor allem in den ersten Tagen des Baus betätigt sie sich als „Bauleiter“.
Wenn das Nest fertig ist, ist es offen und napfförmig. Gebaut wird oft an Böschungen – dabei werden gerne Bodenvertiefungen, Wurzelwerk und Gestrüpp genutzt. Doch das Rotkehlchen nimmt, was es kriegen kann – im Zweifelsfall auch den Müll der Menschen.
Aber das Rotkehlchen baut nicht nur selbst: Es werden auch Höhlen, Mauerlöcher oder ausgediente Nester anderer Vögel recycelt. Außerdem nimmt das Rotkehlchen vom Menschen bereitgestellte Nisthilfen an, sofern sie seinen Anforderungen gerecht werden.

Wer dem Rotkehlchen unter die Flügel greifen möchte, tut dies am besten, indem der Garten möglichst unaufgeräumt bleibt - mit viel Unterholz und Verbuschung. Damit sorgt man nicht nur für gute Brutplätze, sondern schafft auch Lebensraum für diverse Insekten. Da Rotkehlchen auf Insekten angewiesen sind, hilft ein naturbelassener Garten also noch mehr als ein aufgehängter Nistkasten. Am besten ist natürlich beides.

Der Nachwuchs

Die Menge der gelegten Eier variiert regional. Bei uns in Mitteleuropa werden etwa sechs Eier gelegt. Das Weibchen brütet allein – etwa 13 bis 15 Tage lang. Während dieser Zeit wird es vom Männchen mit Nahrung versorgt.
Der Erfolg einer Brut hängt hauptsächlich an der Lage des Nistplatzes. Je dichter und unzugänglicher die Vegetation, desto höher ist die Überlebenswahrscheinlichkeit des Nachwuchses. Zur Tarnung der Nester nutzen die Rotkehlchen außerdem oft Blätter. Laub liegen zu lassen, hilft also auch den Rotkehlchen.

Gute Tarnung ist alles, denn das Nest ist vielen Bedrohungen ausgesetzt. Eichelhäher, Elstern, Krähen, Dohlen, Mäuse, Ratten, Wiesel, Mader, Katzen, Eichhörnchen, Füchse sowie Greifvögel, Eulen und viele andere Tiere bedienen sich am Nest der Rotkehlchen. Der Kuckuck hingegen nimmt nichts raus, sondern legt etwas rein: seine Eier. Passiert das, ist der Nachwuchs der Rotkehlchen verloren.

Der Nachwuchs der Rotkehlchen schlüpft in der Regel morgens. Zu diesem Zeitpunkt ist er noch blind. Nach dem Schlüpfen entfernt die Mutter die Eierschalen aus dem Nest. Diese werden nicht einfach aus dem Nest geschmissen, sondern in einiger Entfernung zum Nest abgelegt. Der Kot des Nachwuchses wird in den ersten Tagen nach dem Schlüpfen von der Mutter verschluckt, später weggetragen. Beides dient dazu, nicht in den Fokus von Fressfeinden zu geraten.

Die Fürsorge währt nicht lange

Etwa die ersten vier Tage nach dem Schlüpfen werden die Jungvögel von der Mutter gehudert – also unter ihren Flügeln vor Wind und Wetter geschützt. In dieser Zeit wird das Weibchen weiterhin vom Männchen mit Nahrung versorgt, die Verteilung der Nahrung an den Nachwuchs liegt bei ihr. Wenn das Weibchen das Hudern schließlich einstellt, wird der Nachwuchs direkt vom Männchen mit Nahrung versorgt.
Die Jungen sind noch nicht selbstständig, da sitzt die Mutter oft schon auf der zweiten Brut. Nun liegt die Versorgung ganz beim Vater. Doch die Fürsorge währt nicht lange - sobald sie mit etwa 20 Tagen selbstständig sind, werden sie aus dem Revier der Eltern vertrieben.

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