Der Haubentaucher

Der Haubentaucher gehört für mich zu den schönsten unserer heimischen Vögel. Namensgebend ist die im Prachtkleid auffällig rotbraun und schwarz gefärbte Federhaube.
Anders als bei vielen anderen Vögeln sind Männchen und Weibchen gleichermaßen schön gefärbt. Trotz der gleichen Färbung gibt es auch bei Haubentauchern einen Geschlechtsdimorphismus (also einen Unterschied im Aussehen zwischen den geschlechtsreifen Männchen und Weibchen). Allerdings fällt er nur bei genauem Hinsehen aus: So ist das Männchen etwas größer als das Weibchen und hat zudem eine größere Federhaube.

Weltweit zählt die Familie der Lappentaucher, zu der auch der Haubentaucher gehört, 22 Arten. Der kleinste Vertreter dieser Familie bei uns in Deutschland ist der Zwergtaucher. Er wir gerade mal 25 bis 29 Zentimeter lang. Mit bis zu 51 Zentimetern übertrifft ihn der Haubentaucher in dieser Hinsicht deutlich.

Die Balz

Wer Haubentaucher noch nicht liebt, wird das spätestens nach der Beobachtung ihrer Balz tun. Sie ist nicht nur auffällig und für uns schön anzuschauen, sondern dauert auch sehr lange und fasziniert durch ritualisierte Verhaltenselemente.
Schon Anfang Dezember, wenn die Haubentaucher noch in ihren Überwinterungsgebieten sind, fangen sie an, zu balzen. Erst mit dem Beginn des Nistens hören sie damit auf – bis zur nächsten Saison. Damit zieht sich die Balz der Haubentaucher über einen Zeitraum von mehreren Monaten.

Zum Balzverhalten gehört das Überreichen von Geschenken. Hierbei kann es sich um Nahrung, aber auch um Nistmaterial handeln. Bei den Haubentauchern treten beide Partner als Schenker genauso wie als Beschenkter auf.
Ein für uns Beobachter besonders ergreifendes Element der Balz ist das gemeinsame Kopfschütteln. Dabei schwimmen die schönen Vögel mit gesenktem Kopf aufeinander zu. Kommen sie sich näher, richten sie sich auf und spreizen Schopf und Kragen. Gleichzeitig ist ein tickendes Geräusch zu hören. Dann werden die nach unten gerichteten Schnäbel seitlich hin- und herbewegt. Daran anschließend richten sich die Tiere erneut auf. Schopf und Kragen sind nun aber weniger gespreizt. Dafür wiegen und schütteln die Vögel abwechselnd ihre Köpfe. Den Abschluss dieses Balzelements vollzieht eines der beiden Tiere, indem es mit dem Scheinputzen seines Gefieders beginnt und sich nach hinten lehnt, um gleichzeitig seine Flügelfedern nach oben zu ziehen.

Das Nest

Als Lebensraum bevorzugt der Haubentaucher stehende oder nur langsam fließende Gewässer, die mit einem Schilfgürtel ausgestattet sind und über einen ausreichenden Fischbestand verfügen. Das Gewässer sollte dabei mindestens fünf Hektar groß sein. Kleinere Gewässer werden nur selten besiedelt. Neben einem Schilfgürtel sollte auch ein Uferbewuchs vorhanden sein, der ins Wasser ragt. An solchen Stellen baut der Haubentaucher mit Vorliebe seine Nester. Dafür legt er auf dem Wasser einen aus verschiedenen Pflanzenteilen bestehenden Haufen an. Dieser wird mit der ins Wasser ragenden Ufervegetation verankert und ist dadurch vor Wind geschützt.

Der Nachwuchs

Die Brutzeit erstreckt sich in Deutschland auf April bis Juni. In dieser Zeit legen die Haubentaucher in der Regel 3 bis 4 Eier. Die Eiablage findet für gewöhnlich in der ersten Hälfte des Tages statt. Die Eier werden nicht alle auf einmal gelegt, sondern mit einem Abstand von etwa 2 Tagen.
Anfangs sind die Eier noch weiß – im Laufe der Zeit wechseln sie dann ihre Farbe und werden bräunlich-grün.
Bei der Brut können sich die Haubentaucher aufeinander verlassen. Etwa alle drei Stunden wechseln sie sich ab. Das geht insgesamt 27 bis 29 Tage so. Durch den zeitlichen Versatz beim Legen der Eier schlüpfen die Küken nicht zur selben Zeit.

Haubentaucher können von klein auf schwimmen, was sie als Nestflüchter auch umgehend nach dem Schlüpfen unter Beweis stellen. Dennoch werden sie in den ersten Wochen ihres Lebens die meiste Zeit von den Eltern getragen. Sie verstecken sich im Gefieder der Altvögel und sind somit für ihre Feinde unsichtbar. Diese Tarnung ist auch nötig, denn Fressfeinde lauern sowohl in der Luft – beispielsweise in Form von Aaskrähen und Rohrweihen – als auch unter Wasser – wie der Hecht. Um den Nachwuchs so gut es geht zu schützen, bleibt dieser sogar beim Tauchen im Federkleid der Eltern.

In dieser Phase kann man oft beobachten, wie die Jungen auf dem Rücken eines Elternteils sitzend von dem anderen Elternteil gefüttert werden. Zu Anfang besteht ihre Nahrung hauptsächlich aus Insekten und deren Larven. Hin und wieder ist auch ein kleiner Fisch dabei. Erst später liegt der Schwerpunkt auf Fisch – ergänzend werden dann auch kleine Krebse und in Küstengewässern Garnelen verfüttert.
Mit 71 bis 79 Tagen ist der Nachwuchs dann selbstständig.

Bestandsentwicklung

Der Bestand des Haubentauchers blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zurück. Durch die Jagd und die Zerstörung seiner Lebensräume sind die Bestände einst dramatisch eingebrochen. Ende der 1960er Jahre setzte dann ein Umdenken ein. Durch verschiedene Maßnahmen zu seinem Schutz erholten sich die Bestände wieder. Auch die Veränderungen, die in Gewässern durch den Menschen vonstattengingen, haben sich im ersten Moment als Vorteil für den Haubentaucher herausgestellt: Durch den Eintrag von Nährstoffen in Gewässer verbesserte sich das Nahrungsangebot zum Beispiel für Weißfische. Hiervon profitiert der Haubentaucher genau so, wie von der Anlage von Fischteichen.

Allerdings kehren sich diese augenscheinlichen Verbesserungen beim genauen Hinschauen in das Gegenteil um. Denn mit der intensivieren Nutzung von Gewässern verkleinerten sich gleichzeitig auch die ruhigen Rückzugsgebiete, die die Tiere für ihre Brut benötigen. Neuerdings stehen die Gewässer und damit auch ihre Bewohner nicht nur unter dem Druck wirtschaftlicher Nutzung. Immer mehr Gewässer werden auch für die verschiedensten Freizeitaktivitäten genutzt. Ob es dem Haubentaucher hier in Zukunft gelingt, eine Nische zu finden, muss sich erst noch herausstellen.

Aktuell ist vielerorts zu beobachten, dass die schönen Vögel ihr Verhalten ändern. Die Nähe des Menschen akzeptieren viele von ihnen mehr, als man es von ihnen gemeinhin kennt. So sind Bruten direkt an Bootsstegen heute keine Seltenheit mehr. Gerade im Hinblick auf Untersuchungen aus Bayern macht diese Entwicklung Hoffnung. Diese ergaben, dass der Bruterfolg bei Haubentauchern auf Gewässern ohne Nutzung doppelt so hoch war, wie auf Gewässern, die vom Menschen für Freizeitnutzung genutzt wurden.

Wie die Zukunft für den Haubentaucher aussieht, liegt zu einem großen Teil an uns und unserem Verhalten. Mit ein wenig mehr Rücksichtnahme, vor allem während der Brutzeit, wäre vielerorts bereits eine Menge gewonnen.

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