Der Stieglitz

Der Stieglitz (auch Distelfink genannt) wurde von NABU und LBV zum Vogel des Jahres 2016 gewählt. Er soll zum Botschafter für mehr Artenvielfalt und Farbe in unseren Kulturlandschaften werden. Der Stieglitz lebt als sogenannter Standvogel im klimatisch milden Deutschland – das bedeutet, er brütet nicht nur hier, sondern lebt das ganze Jahr über bei uns. Stieglitze aus Ländern mit kälterem Winter ziehen hingegen in wärmere Gebiete – häufig nach Westeuropa. Deswegen sind bei uns im Winter auch Stieglitze aus Nord- und Osteuropa zu beobachten.

Die Jagd auf Stieglitze

Mit seinem bunten Federkleid ist der Stieglitz einer der farbenfrohsten Singvögel Europas. Das wurde ihm lange Zeit zum Verhängnis, da er von vielen Menschen in Gefangenschaft gehalten wurde, bis exotischere Vögel im 20. Jahrhundert seinen Platz einnahmen. Aber auch heute noch werden Stieglitze von Menschen gefangen, so beispielsweise auf Malta.

In Deutschland ist der Stieglitz durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Dadurch konnte es hier illegalisiert werden, sie zu fangen oder zu töten. Recherchen des Komitees gegen den Vogelmord brachten jedoch traurige Ergebnisse zum Vorschein. Der Handel mit illegal gefangenen Singvögeln, darunter auch Stieglitzen, floriert noch immer. Sowohl auf illegalen Vogelmärkten als auch bei eBay & Co wird die Nachfrage an Singvögeln für die Käfighaltung gestillt. Die angebotenen Vögel kommen aus Deutschland, aber auch aus Marokko, Tunesien, dem Balkan und Russland. Den Behörden gelang es, einige illegal verkaufte Singvögel zu finden und zu beschlagnahmen. Doch das tatsächliche Ausmaß dieser Verbrechen lässt sich nur erahnen.

Sein Lebensraum

Für sein Leben in der Freiheit braucht der farbenfrohe Distelfink allerdings nicht nur unseren Schutz vor den Menschen, die ihn jagen und fangen, sondern auch eine bunte Umwelt.

Der Stieglitz wird nämlich auch von der menschlichen Umgestaltung seines Lebensraums bedroht. Seit 1994 sind hierzulande allein in der Agrarlandschaft fast 90 Prozent der Brachflächen und mit ihnen die heimische Artenvielfalt zurückgedrängt worden. Diese Vielfalt ist für den Stieglitz jedoch überlebensnotwendig, denn er ernährt sich von den Samen verschiedener Blumen, Gräser und Bäume. Von denen gibt es zunehmend weniger und so nimmt auch die Zahl der Stieglitze immer weiter ab. In den Jahren zwischen 1990 und 2013 hat der Bestand der Stieglitze um 48 Prozent abgenommen. Um diesem Trend etwas entgegenzusetzen, ist es ein wichtiger Schritt, im Garten Ecken ‚unaufgeräumt’ zu lassen und Nahrungspflanzen einen Platz zu bieten.

Gemeinsam statt einsam

Einsamkeit mögen Stieglitze gar nicht. Deswegen schließen sie sich nicht nur zur Futtersuche zu Gruppen zusammen. Auch genächtigt wird liebend gerne gemeinsam. Im Sommer kann es zudem zu großen Gruppenbildungen von Jungvögeln kommen.
Angesichts ihres geselligen Charakters verwundert es nicht, dass Stieglitze selbst zur Paarungszeit kein Territorium in der Form verteidigen, wie wir es von anderen Vögeln kennen. Ihre Verteidigungsaktivitäten beschränken sich lediglich auf das direkte Nestumfeld.

Die Gemeinschaft ihrer Artgenossen scheint den Stieglitzen mehr Sicherheit zu geben als die Einsamkeit. Zudem sind die tagaktiven Vögel außerordentlich lebhaft. In der Regel sind sie nie lange an einer Stelle. Bemerken sie uns Menschen nicht, können wir sie wunderbar dabei beobachten, wie sie rasch von Pflanze zu Pflanze fliegen. Dieses rastlose Verhalten ist offenbar ein weiteres Verhalten, mit dem sie sich gegen mögliche Feinde absichern. Denn in diesen quirligen Stieglitzgrüppchen ein konkretes Ziel auszumachen, fällt nicht leicht.

Sein Aussehen

Stieglitze sind durch ihre auffällige Färbung auch für den Laien leicht zu erkennen. Der Schnabel des Stieglitzes ist – wie für Körnerfresser üblich – kräftig, allerdings läuft er deutlich spitzer zu als beispielsweise beim Gimpel. Damit ist er perfekt geeignet, um die Samen aus Disteln, Karden oder – wie auf dem Bild zu sehen – Nachtkerzen herauszupicken. Aufgrund seiner Lieblingspflanze wird der Stieglitz auch Distelfink genannt.

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