Der Turmfalke

Von den in Deutschland heimischen Turmfalken nehmen nur wenige die weiten Wanderungen in Überwinterungsgebiete in Kauf. Allerdings optimiert der Turmfalke im Winter seinen Energieaufwand. Um an seine Lieblingsbeute – Mäuse – zu kommen, hat der Turmfalke zwei Strategien. Die bekannteste Jagdstrategie des Turmfalken ist der Rüttelflug. Dabei scheint er in 10 bis 20 Metern Höhe in der Luft zu „stehen“. Erblickt er seine Beute, geht er im Sturzflug zum Angriff über. Bei der energiesparenderen Jagdstrategie sitzt der Turmfalke auf Zäunen, Masten oder Ästen und hält Ausschau nach Beute.

Im Winter sieht man den Turmfalken nur selten im Rüttelflug. Pro erbeuteter Maus verbraucht die Ansitzjagd nur halb so viel Energie wie die Jagd aus dem Rüttelflug – und das, obwohl die Erfolgsquote dabei niedriger ist. Durch den Wechsel der Jagdform optimiert der Turmfalke seinen Energieverbrauch.

Ein sitzender Turmfalke erscheint mit einer Körperlänge von 34 bis 36 Zentimetern nur unwesentlich größer als ein Eichelhäher. Erst im Flug ist das wahre Ausmaß seiner Flügel zu erkennen, die mit 75 bis 76 Zentimetern eine etwa 20 Zentimeter größere Spannweite haben als die Flügel des Eichelhähers.

Nachbar des Menschen

Im Gemäuer eines alten Klosters konnte ich die Turmfalken entdecken – ganz getreu dem Namen im Turm. Derartige Plätze werden heute immer seltener. Das stellt die Tiere vor neue Herausforderungen. Glücklicherweise greifen vielerorts Menschen helfend ein und stellen künstliche Nisthilfen zur Verfügung. In Berlin zum Beispiel brüten heute weit über 50 Prozent der Tiere in solchen Nisthilfen.

Auch die Gefahren sind in einer Stadt oft andere als im natürlichen Habitat. In der Natur greift zum Beispiel der Steinmarder auf Eier und Jungvögel als Nahrungsquelle zurück. Das passiert in der Stadt eher selten, da wir Menschen die Turmfalkennistplätze gegen Marder absichern. Die erwachsenen Tiere werden vom Habicht oder vom Wanderfalken erbeutet. Beide sind deutlich größer als der Turmfalke und auf das Jagen von Vögeln im Flug spezialisiert. Hier wird dem Turmfalken sein auffälliger Rüttelflug oftmals zum Verhängnis. In den Städten sind dagegen Zusammenstöße mit Verkehr und Glasscheiben Todesursache Nummer eins. Nicht nur für Turmfalken wäre es also sehr wichtig, wenn wirFensterfassaden vogelsicher machen würden.

Das Brutgeschäft des Turmfalken

Das Brutgeschäft der Turmfalken beginnt meist im April. In der Regel legen sie drei bis sechs Eier. Bis die jungen Tiere flügge werden, vergehen etwa acht Wochen. Vier davon werden für die Brut aufgebracht. Diese Aufgabe wird fast vollständig von der Mutter übernommen. Nach dem Schlüpfen sind die jungen Falken noch sehr auf die mütterliche Wärme angewiesen. Sie verlässt das Nest daher nur, um die Nahrung zu übernehmen, die ihr Partner bringt.

In der ersten Zeit zerkleinert die Mutter die Nahrung schnabelgerecht. Später dann bekommen die Jungtiere die Beutetiere im Ganzen. Hierdurch entsteht im Nest ein Konkurrenzkampf. In Jahren mit ausreichend Beute muss das nicht unbedingt Folgen haben. Doch wenn es nur wenig Beute gibt, überleben nur die Stärksten.

Turmfalken sind Kulturfolger und kommen mit unserer Gesellschaft ganz gut zurecht. In Berlin zum Beispiel gibt es, mit Schwankungen, bis zu 300 Brutpaare. Ihr Erfolg ist dabei auch auf ihre Anpassungsfähigkeit zurückzuführen. So nehmen sie im urbanen Bereich zum Beispiel eine Trennung zwischen Brutplatz und Nahrungsgründen in Kauf. So haben Forschende herausgefunden, dass Turmfalken Distanzen von bis zu 5 Kilometer zwischen Brutplatz und Jagdrevier tolerieren.

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