Heute kann man es sich kaum noch vorstellen, aber einst galt der Uhu als Wesen der Unterwelt. Er wurde für Krankheiten, Hungersnöte, Krieg und Tod verantwortlich gemacht. Kein Wunder, dass er gnadenlos verfolgt und vielerorts sogar ausgerottet wurde.
Neben der Dämonisierung des Uhus wurden auch Strategien zur Hetze gegen ihn angewendet, die uns auch heute noch begegnen. Nicht beim Uhu, sondern bei anderen Tierarten. So wurde behauptet, der Uhu würde zu viele Hasen, Rebhühner und andere Tiere jagen und müsse als nicht duldbare Konkurrenz für den Menschen bekämpft werden. Manche Regierungen gingen dabei so weit, dass sie Prämien für jedes erlegte Tier zahlten.
Glücklicherweise sind diese Zeiten, zumindest mit Blick auf den Uhu, längst vorbei. Vielerorts kehrt der Uhu zurück und zeigt bei der Wahl seiner Brutplätze eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit. Das Verbreitungsgebiet des Uhus liegt in Deutschland heute vor allem im Mittelgebirge und den Alpen. Hier hat er es, zumindest in sehr geringer Anzahl, geschafft, die Verfolgung durch den Menschen zu überstehen. In vielen anderen Gebieten Deutschlands gab es erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekte.
Hier lebt er
Dabei stellte sich heraus, dass die Tiere nicht nur bei der Wahl ihrer natürlichen Lebensräume sehr anpassungsfähig sind. So kommen sie von der Küste bis in die Berge, von Steppen bis zu den subtropischen Breitengraden vor. Sie kommen ebenso gut mit sogenannten Sekundärhabitaten, vom Menschen geschaffenen Lebensräumen, zurecht. Beispielsweise in Steinbrüchen oder stillgelegten Zechen. Auch in Siedlungen brütet er heute.
Der Wunschlebensraum eines Uhus schaut allerdings noch etwas anders aus. Am liebsten hat er eine abwechslungsreiche Landschaft mit Wald und Offenland ohne intensive Landwirtschaft, bestenfalls mit Gewässern und einem Felsen für die Brut.
Das isst er
Großer Vogel, große Beutetiere und ein hoher Bedarf an Nahrung. Möchte man meinen. Aber genau das trifft auf den Uhu nicht zu. Sein regulärer Tagesbedarf liegt gerade mal bei etwa 230 Gramm. In Zeiten, wo es gilt, sich Winterreserven anzufuttern, steigt der Bedarf auf rund 300 Gramm.
Pro Mahlzeit nimmt der Uhu allerdings in der Regel deutlich weniger zu sich. Mehrere Mahlzeiten am Tag sind für ihn also notwendig, um ausreichend mit Energie versorgt zu sein. Über das Fassungsvermögen seines Magens gibt es allerdings unterschiedliche Angaben.
Da überrascht es nicht, dass Feldmäuse zahlenmäßig den Hauptteil seiner Nahrung ausmachen. Zieht man allerdings das Gewicht der Nahrung und nicht die Anzahl der Tiere als Maßstab heran, ernährt sich der Uhu hauptsächlich von Hasen, Kaninchen und Igeln. Zudem stehen auch andere Vögel auf seiner Speisekarte. Insgesamt machen diese ungefähr 15 Prozent der Gesamtnahrung aus. Davon entfällt etwa ein Drittel auf Krähenvögel und rund 22 Prozent auf Greifvögel und andere Eulen.
Das Nahrungsspektrum des Uhus ist so breit gefächert, dass hier längst nicht alle Arten aufgeführt werden können. Das haben Analysen von Uhugewöllen gezeigt. Hierbei wurden fast 180 Vogel- und über 50 Säugetierarten nachgewiesen. Vermutlich ist auch diese Flexibilität in Bezug auf seine Nahrung ein Grund dafür, warum Wiederansiedlungsprojekte dieser beeindruckenden Vögel oft erfolgreich abgeschlossen werden können.
Auf der anderen Seite muss der Uhu auch selbst vorsichtig sein. Denn er steht beispielsweise auf der Nahrungsliste vom Stein- und Seeadler. Somit wird der stille Jäger unter Umständen schnell um Gejagten.