Der Weißstorch

In den letzten Jahren haben sich wieder vermehrt Weißstörche in Deutschland niedergelassen. Doch mit der Rückkehr der Störche kommen auch ablehnende Stimmen auf. In Hessen stören sich die Anwohner an dem Kot der Tiere. Jäger befürchten währenddessen die Dezimierung von Rebhühnern, Fasanen und Junghasen als potenzielle Beute.

 

Der Speiseplan des Storches spricht eine andere Sprache. Dort finden sich neben Regenwürmern, Insekten, Fröschen, Eidechsen und Schlangen auch Mäuse und Ratten. Selten frisst der Storch Eier oder Nestlinge anderer Vogelarten. Außerdem greift der Storch auch auf Aas zurück – oft sind das vom Mähdrescher verletzte Nager. Bemerkenswert ist, dass er bei seiner Ernährung opportunistisch ist. Das heißt. er frisst Tiere, die häufig vorhanden sind. Oft werden seltene Tierarten wie das Rebhuhn und der Fasan somit nicht im Schnabel des Storches landen.

 

Das Naturschutzgebiet im Niddatal (Hessen) bietet seltenen Vögeln einen beliebten Brut- und Rastplatz. Für die Störche wurden in den Auen Horste für die Brut aufgestellt, die von ihnen zahlreich angenommen werden. In diesem Horst haben die Storcheneltern vier Kinder zu versorgen – ganz schön viel Futter, was da herangeflogen werden muss.

Besonders unverständlich erscheint die Befürchtung der Jäger, angesichts der anhaltenden Jagd auf Fasane und Feldhasen. Schutz vor Dezimierung sieht anders aus.

 

Der Klapperstorch und die Kinder

 

Während in den 1960er Jahren die Geburtenrate in Deutschland rapide abnahm, sank auch die Population der „Babybringer“. Natürlich stand der „Pillenknick“ weder in direkten Zusammenhang mit der Einführung der Antibabypille noch mit dem Rückgang der Weißstörche. Was die beiden Ereignisse vereinte, war vielmehr die fortschreitende Industrialisierung. Für die Menschen lag die Bedeutung in einem steigenden Wohlstand und einem wachsenden Streben nach Selbstverwirklichung, wozu für viele Frauen auch die Erwerbstätigkeit (und damit weniger Kinder) zählte.

 

Für die Störche hingegen führte die zunehmende Industrialisierung zu einer Zerstörung ihres Lebensraums. Während der Aufzucht der Jungvögel liegt der tägliche Nahrungsbedarf einer Storchenfamilie etwa bei 4.600 Gramm. Das entspricht rund 150 Feldmäusen, 600 Laubfröschen oder 4.600 Regenwürmern. Bei diesem Berg an Nahrung benötigen die Störche ein großes Nahrungsangebot in der Nähe ihres Horstes. Die Intensivierung der Landwirtschaft machte solche Gebiete aber immer seltener. Durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten und den Einsatz von Pestiziden wurden die Störche ihrer Nahrungsgrundlage beraubt.

 

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