Als ich ihn das erste Mal sah, trieb er gerade wie eine kleine runde Boje auf der Wasseroberfläche. Bevor ich ihn genauer in Augenschein nehmen konnte, machte er einen kleinen Sprung und verschwand kopfüber im Wasser. Nachdem er nach einer kleinen Ewigkeit wie ein Korken wieder an der Wasseroberfläche auftauchte, war ich mir sicher: Das musste ein Haubentaucher sein. Doch da blieb ein Problem: Der Taucher, den ich gesehen hatte, war mit seinen 25 Zentimetern Körperlänge nur die halbe Portion von einem Haubentaucher. Und auch die typische Färbung des Federkleids fehlte: der weiße Hals, die schwarze Haube und die roten Ohrenfedern.
Nach langer Zeit, in der ich in der Überzeugung lebte, einen jungen Haubentaucher gesehen zu haben, wurde ich eines besseren belehrt. In dem Magazin „Vögel“ las ich einen Artikel über die Familie der Lappentaucher, zu der neben dem Haubentaucher auch ein kleiner Kerl namens Zwergtaucher gehört.
Bei meinen nächsten Besuchen an „seinem“ Gewässer stellte ich mich der Herausforderung, ihn zu fotografieren. Doch das war leichter gesagt als getan. Unermüdlich durchquerte er mit seinem „Sprung-Tauch-Plopp-Sprung-…“ das Wasser und tauchte stets dort auf, wo ich es am wenigsten erwartete. Doch eines Abends, als die Sonne bereits in rosa Wolken gehüllt war, ruhte der Zwergtaucher für eine Weile im Licht des Sonnenuntergangs.
In dem Moment entstand dieses Bild und bis heute stelle ich mir die Frage: Wie konnte ich den kleinen Kerl mit seinem großen Bruder verwechseln?
Der Zwergtaucher
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