Die Bekassine

Fliegende Ziegen …

… gibt es natürlich nicht. Und trotzdem hat dieser Vogel im Volksmund den Namen "fliegende Ziege" verpasst bekommen. Je nach Region wird er auch "Meckervogel" genannt. Die Rede ist von der Bekassine.


Die Namen entstanden zu einer Zeit, in der es für die Bekassine nicht viel zu meckern gab. Heute hätte sie leider viel zu oft Anlass dafür. So hat sie, als Bewohnerin von Feuchtwiesen und Mooren, mit erheblichen Lebensraumverlusten zu kämpfen. Die Landwirtschaft, das Insektensterben und der Klimawandel setzen ihr zusätzlich zu. Es ist also dringend an der Zeit, diesem Trend etwas entgegenzusetzen - trocken gelegte Flächen müssen wieder vernässt und die Landwirtschaft umstrukturiert werden. Auch jeder Einzelne ist an der Reihe, seinen persönlichen Beitrag zu leisten. Bodenbrüter wie die Bekassine sind darauf angewiesen, dass wir uns vor allem in der Brutzeit daran halten, Wege nicht zu verlassen und Hunde an der Leine zu führen.

Schnellstarter, Schauspieler und Wummerer

Der Vogel des Jahres 2013 wartet gleich mit zwei erstklassigen Fähigkeiten auf, um sich und seinen Nachwuchs vor Beutegreifern zu schützen. So ist die Bekassine in der Lage, in einem atemberaubenden Tempo loszufliegen. Ihre Feinde haben durch diesen Blitzstart meist das Nachsehen und müssen unverrichteter Dinge weiterziehen. Noch viel faszinierender ist ihr Schauspiel, wenn Beutegreifer zu nah an ihren Nachwuchs herankommen. Und Schauspiel ist hier in der Tat wörtlich zu nehmen. Der Altvogel täuscht eine Flügelverletzung vor und bewegt sich gehend von seinem Nachwuchs weg. Eine solche Einladung lassen sich Beutegreifer nicht entgehen und nehmen die Verfolgung auf. Weit genug vom Nachwuchs entfernt legt die Bekassine dann ihren berühmten Blitzstart hin und wieder bleibt der Angreifer erfolglos zurück.

Neben diesen beiden Strategien zur Feindabwehr kann die Bekassine uns aber noch mit einem weiteren tollen Flugmanöver beeindrucken. Dieses dient nicht der Feindabwehr, sondern ist ein Versuch des Männchens, die Gunst des Weibchens für sich zu gewinnen. Das Männchen fliegt während des Balzfluges sehr hoch und lässt sich dann in die Tiefe fallen. Dabei spreizt es die Schwanzfedern ab, wodurch ein lautes "Wummern" entsteht. Der Laie erkannte hier ein Meckern – mit dem "Meckervogel" waren auch die "fliegenden Ziegen" geboren. Ornithologen nennen die entstehenden Laute übrigens Instrumentallaute.

Perfekter Schnabel

Die Bekassine ist nicht größer als eine Amsel. Doch durch ihre eigentümliche Gestalt fällt sie dennoch leicht ins Auge. Ihr Schnabel erreicht eine Länge von etwa sieben Zentimetern – und erscheint damit fast komisch lang. Doch er bietet einen entscheidenden Vorteil bei der Nahrungssuche:
Im flachen Wasser und im feuchten Boden stochert die Bekassine nach kleinen Beutetieren. Dazu gehören Insekten, Würmer und Krebse ebenso wie Pflanzen und deren Samen. Die Spitze des Schnabels ist beweglich. Dadurch ist es der Bekassine möglich, die Tierchen noch im Boden zu verschlucken.

Aussehen

Abgesehen von dem langen, geraden Schnabel hat die Bekassine eine unauffällige Erscheinung. Oberseitig ist ihr Gefieder braun-schwarz gemustert und weist helle Längsstreifen auf. Die Unterseite ist hell gefärbt und hat ein filigranes Muster. Der Kopf der Limikole weist ein charakteristisches Streifenmuster auf, an dem die Bekassine leicht von anderen Schnepfenvögeln unterschieden werden kann.

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