Zur Brutzeit bevorzugt die Blässgans die offene, waldlose Tundra. Sie nimmt auch gerne sumpfige Gebiete an, die aber ebenfalls offen sein sollten. Außerdem lässt sie sich auf Inseln in Flussdeltas und sogar an abfallenden Uferbereichen von Flüssen und Seen zur Brut nieder. Die Brutgebiete der Blässgans liegen vor allem in Russland, Kandada und auf Grönland.
Vielmehr als auf Komfort legt sie bei ihrem Nest Wert auf Sicherheit und gute Tarnung. Eine Mulde im Boden mit Pflanzenmaterial und reichlich Dunen gepolstert, reicht ihr vollkommen aus. Um sich vor einem steigenden Wasserstand zu schützen, wählt sie gerne natürliche Erhöhungen als Neststandort. In Uferbereichen nutzt sie zudem Terrassen als Nistplatz.
Im Brutgebiet findet nicht nur die Brut, sondern auch die Mauser statt. Deswegen ist eine Nähe zum Gewässer für die Blässgans umso wichtiger. Denn sowohl die Eltern in der Mauser als auch der Nachwuchs können nicht fliegen. Deswegen suchen sie den Schutz in der Gruppe und schließen sich zu großen Verbänden zusammen. Bei Gefahr wird dann gemeinsam das schützende Gewässer aufgesucht. Zu Fuß versteht sich.
Sobald die Gänse (wieder) fliegen können, geht es los in die Überwinterungsgebiete, zum Beispiel nach Deutschland. Etwa Ende September sind die letzten Blässgänse aus dem Brutgebiet verschwunden – bis zum nächsten Jahr.
Blässgänse unterscheiden
Bei der Blässgans gibt es zwei Unterarten: die Europäische Blässgans und die Grönländische Blässgans. Die beiden zu unterscheiden, ist für das ungeübte Auge zwar nicht leicht, aber doch möglich. Die ersten Rückschlüsse lassen sich aus dem Ort der Sichtung ziehen. Die Europäische Blässgans brütet in Sibirien und überwintert vor allem auf dem europäischen Festland, genauer in Deutschland und Frankreich. Die Ausnahme der „Festland-Regel“ findet man in England, denn auch hier lässt sich die Europäische Blässgans im Winter nieder. Die Grönländische Blässgans brütet, getreu ihrem Namen, in Grönland und überwintert bevorzugt in Schottland und Irland. Doch Tiere scheren sich bekanntlich nicht um Grenzen und so sollte man sich bei der Bestimmung nicht auf den Beobachtungsort verlassen.
Zu unserem Glück gibt es auch äußerliche Unterscheidungsmerkmale. Das einfachste ist der Schnabel. Der ist bei der Grönländischen Blässgans orange gefärbt, während er bei der Europäischen Blässgans eine rosa Färbung hat. Die Beine beider Unterarten sind orange. Das bietet eine praktische Unterscheidungshilfe: Bei der Grönländischen Blässgans haben Schnabel und Beine die gleiche Färbung, bei der Europäischen Blässgans ist der Schnabel deutlich blasser gefärbt als die Beine.
Zudem ist das Federkleid der Europäischen Blässgans insgesamt heller und sie hat einen kürzeren Hals. Doch diese beiden Merkmale helfen nur im direkten Vergleich.
Im ersten Moment könnte man die Blässgans auch mit der Graugans verwechseln. Allerdings ist die Unterscheidung hier einfacher. Das Auge der Graugans ist orange umrandet, das der Blässgans nicht. Zudem hat die Blässgans einen weißen Federkranz – eine Blesse – an der Schnabelbasis. Bei der Graugans ist der gesamte Kopf grau gefärbt. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die dunklen Streifen am Bauch der Blässgans. Sie fallen sowohl am Boden als auch in der Luft auf. Bei der Graugans fehlen sie. Bei den beiden Merkmalen ist allerdings Vorsicht geboten, denn jungen Blässgänsen fehlen die Streifen am Bauch genauso wie die Blesse.
Die männliche und weibliche Blässgans ist gleich gefärbt. Bei einer Länge von etwa 130 bis 165 Zentimetern hat sie eine Flügelspannweite von etwa 145 bis 180 Zentimetern. Das Männchen erreicht ein Gewicht zwischen 1,8 und 3,2 Kilogramm. Das Weibchen ist mit 1,5 bis 3,0 Kilogramm leichter.